Gut recherchierter Roman über das Rätsel Kaspar Hauser

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pmelittam Avatar

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1829: Dr. Giuseppe Grimaldi, Arzt und Detektiv, erhält einen Auftrag aus Nürnberg. Dort ist vor einiger Zeit Kaspar Hauser aufgetaucht, ein Junge, der viele Rätsel aufgibt. Nun hat Kaspar Drohbriefe erhalten, und Dr. Grimaldi soll deren Herkunft feststellen. Mit Grimaldi reist dessen 14jährige Tochter Greta, die ihm bei seinen Ermittlungen hilft.

Vor ein, zwei Jahren las ich „Shi Yu“ von Davide Morosinotto, einen sehr spannenden Roman, der mir sehr gut gefallen hat. Ich hatte mir daher einen ähnlich packenden Roman erhofft, bin aber eher enttäuscht worden. Nicht, dass der Roman um Kaspar Hauser gänzlich bei mir durchgefallen ist, möglicherweise waren auch einfach meine Erwartungen zu hoch.

Kaspar Hauser ist mir schon seit meiner Kindheit ein Begriff, allerdings wusste ich nur relativ oberflächlich über ihn Bescheid. Hier nun erfahren ich einiges mehr aus seinem Leben, , der Autor hat gut recherchiert. Ich habe parallel auch ausführlich gegoogelt. Bis heute ist Kaspar ein Rätsel, in diesem Roman werden einige Theorien über ihn angesprochen und auch eine neue über sein Ende entwickelt.

Optisch hat mir der Roman sehr gut gefallen, schon das Cover spricht mich auf gewisse Weise an, innen wird aber noch einiges mehr geboten. Es gibt sehr viele passende schwarz-weiße Illustrationen, sowie eine farbige Karte des historischen Nürnberg, in der die wichtigsten Schauplätze markiert wurden.

Der Roman basiert auf historischen Gegebenheiten, und so sind außer Kaspar Hauser noch einige weitere Charaktere historische Persönlichkeiten. Die fiktiven Geschehnisse harmonieren gut mit den tatsächlichen, und bringen den Leser:innen Kaspar Hauser näher, der unbestreitbar auch heute noch interessant ist. Man lernt ihn hier allerdings nur am Rande kennen, sieht ihn eher durch andere Charaktere, aber ich denke, das passt gut zu diesem rätselhaften jungen Mann. Leider fehlt dem Roman Spannung, diese kommt nur hin und wieder kurz auf.

Erzählt wird aus Gretas Perspektive, sie stromert durch Nürnberg, lernt früh Kaspar und viele der anderen Charaktere kennen, während ihr Vater zunächst nur im Hotel bleibt, und vor allem aus Zeitungensberichten das Rätsel beleuchtet. Für mich störend ist, dass Greta sich verliebt, das wirkt auf mich sehr aufgesetzt. Ich denke, dass der Roman auch ohne das funktioniert hätte. Insgesamt ist mir leider kener der Charaktere wirklich nahe gekommen.

Am Ende gibt es eine, natürlich fiktive, Erklärung für die Bedrohungen. Diese ist okay für mich.

Kaspar Hauser ist bis heute ein Rätsel geblieben, wahrscheinlich wird er das auch in Zukunft sein. Mit diesem Roman erfährt man viel über ihn, lernt Theorien kennen. Der Autor hat in meinen Augen diesen rätselhaften Menschen den Leser:innen gut nahe gebracht. Man wird angeregt, sich mit dem Fall Kaspar Hauser zu beschäftigen, die Theorien zu bewerten, und sich zu überlegen, was man selbst für möglich hält. Leider sind mir die Charaktere nicht nahe gekommen. und leider ist der Roman weniger spannend, als ich gehofft hatte. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.