Zwischen Chaos und Charme

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sonnenblumeberlin Avatar

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„Greta und Valdin“ ist ein Roman, der sich mehr wie ein intensives Charakterporträt als eine handlungsgetriebene Geschichte liest. Man wird zu Beginn förmlich in die Welt der Protagonistin Greta und ihres Zwillingsbruders Valdin hineingeworfen – inklusive eines ganzen Ensembles an Nebenfiguren, deren Beziehungen untereinander zunächst schwer zu entwirren sind. Das wirkt anfangs chaotisch und erschwert den Einstieg.

Doch wer dranbleibt, wird mit einer warmherzigen, emotionalen Erzählweise belohnt, die die Figuren nach und nach lebendig und sympathisch macht. Die Handlung selbst bleibt über weite Strecken eher ruhig, fast schon beiläufig, was die Geschichte entspannt, aber streckenweise auch spannungsarm wirken lässt. Erst gegen Ende nimmt das Tempo plötzlich zu – was überraschend kommt, aber nicht ganz ausreicht, um das vorherige „Plätschern“ auszugleichen.

Ein weiterer Minuspunkt war für mich die deutsche Übersetzung: Der feine Humor und die sprachliche Leichtigkeit, von denen andere Leser*innen im englischen Original berichteten, kamen für mich nicht wirklich durch.

Wer Bücher wie die von Sally Rooney oder Coco Mellors schätzt, könnte hier dennoch fündig werden – vorausgesetzt, man hat Geduld und erwartet keine actionreiche Handlung, sondern ein ruhiges Eintauchen in zwischenmenschliche Dynamiken. Für mich blieb es letztlich bei 3 von 5 Sternen – solide, aber nicht ganz so mitreißend, wie ich es mir erhofft hatte.