Eine Kindheit im Weinberg

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miltonia 01 Avatar

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Die kleine Greta wächst als Waise mit den anderen Kindern in einer Pfälzer Winzerfamilie auf. Allerdings wird ihr von kleinauf gezeigt, dass sie dort nur untergebracht, aber nicht geliebt wird. Ihre Mutter ist bei der Geburt verstorben und der Vater ist komplett unbekannt. Einzig von Robert, einem der Söhne der Familie, bekommst sie Anerkennung und Zuneigung. Ansonsten wird sie aber als fleißige Hilfe im Haushalt und in den Reben sehr gebraucht und eingesetzt. Das geht soweit, dass man ihr sogar den Zugang zum Abitur verweigert, damit sie nur weiter als kostenlose Arbeitskraft eingesetzt werden kann.

Greta kämpft sich da durch, hofft immer wieder und vergeblich darauf, in der Familie anerkannt und geliebt zu werden. Als sich mit Robert eine zarte erste Liebesbeziehung anbahnt, ist sie in der Familie erst recht unten durch. Aber auch diese Liebe ist nicht problemfrei, sie können sich nur selten und im Geheimen sehen, Robert lebt seinen Traum als Musiker und ordnet dem alles unter, während Greta immer noch ihren ganz eigenen Weg sucht. Bis es dann fast gegen Schluss des Buches zu einer Wende kommt.

All das liest sich sehr flüssig und gefällig, allerdings sind die Figuren schon recht eindimensional. Greta ist hübsch, klug und liebenswert, während der Rest der Familie eher als dick, unsympathisch und trottelig dargestellt wird. Auch die große Wende in ihrem Leben deutet sich schon sehr zeitig an und man ahnt, worauf das hinausläuft.

Immerhin werden einige Punkte der späteren westdeutschen Geschichte im Buch mitbehandelt, das Olympia-Attentat in München, die Stern-Abtreibungskampagne usw. Man sieht auch deutlich, wie sehr die Mädchen und Frauen gegenüber den Männern benachteiligt sind, das Wichtigste scheint da immer noch eine gute Partie zu sein, die einem ein gemütliches und gesichertes Auskommen garantiert.

Leider bricht das Buch ab an der Stelle, wo es richtig spannend wird. An Gretas Erbe sind ein paar durchaus interessante Bedingungen geknüpft und wie sie damit umgeht, erfährt man erst in den beiden nachfolgenden Büchern. Das finde ich recht schade, man hätte das Ganze auch etwas kürzen können und so kann ich leider nur 3 Sterne vergeben.