Fortsetzung folgt (Hoffentlich bald)

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lesolaf Avatar

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Ich bin kein ständiger Leser von Heimat- oder Schicksalsromanen oder Familientragödien. Was mich an dem Roman "Gretas Erbe" ansprach, war das relativ schlichte Cover. Und natürlich der Spannungsbogen, den der Titel und der Klappentext sofort erzeugte: Wer ist Greta ? Was erbt sie ? Die Lösung erfährt Greta (und auch der Leser) erst fast am Ende des Buches. Trotzdem fesselte mich der Roman derart, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte. Einmal aufgrund der Charaktere, um die sich allles dreht: Der Patriarch Harald, Elfriede, seine (Haus-)Frau, der Hoferbe Johann und der Rebell Robert. Die Personen werden mit einfachen Worten derart farbig beschrieben, dass ich sie vor mir sehen konnte. Auch die Geschichte enthält viele Gegensätze und Wendungen, die sich interessant machen: Die "Erpressung" der Klassenlehrerin, durch die Greta aufs Gymnasium gehen darf, die Vetternwirtschaft innerhalb des Dorfes, Gretas Stellung innerhalb der Pflegefamilie und im Betrieb, ihre Erlebnisse, aber auch die Annäherungen ihres geheimen Vaters (was ja weder Greta noch der Leser weiß). Und was mich am meisten fasziniert hat: Die Beschreibung der 70er Jahre, die in mir viele verschüttete Erinnerungen wieder zum Vorschein gebracht hat (ich bin 4 Jahre jünger als Greta). Durch den bildhaften Schreibstil fühlt man sich sofort in die Zeit zurück versetzt und denkt wieder an die ersten Fernseher, an die Käseigel, an München 1972, aber auch an die "Flucht" vor der Wehrpflicht nach Berlin oder die Diskussion um den § 218. Und für den nächsten Band der Trilogie werden auch schon die Weichen gestellt: Gretas Erbe ist nicht nur eine neue Großmutter, sondern auch ein zukünftiger Ehemann, den sie als Bedingung für ihr Erbe heiraten muss. Und was meiner Meinung nach zu Gretas Problem werden kann: Einerseits muss sie einen Fremden heiraten, um ihr Erbe zu erhalten, gleichzeitig kann sie aber eigentlich nicht Robert verurteilen, wenn dieser bei seinen Auftritten "nur" von fremden Mädchen angetanzt wird.

Mich hat das Buch derart überzeugt, dass ich den nächsten Band kaum erwarten kann.