Kennt noch jemand Berte Bratt?

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tina_24_7 Avatar

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Kleinstadtromanze statt Familiensaga

Greta wächst als Ziehkind in der Winzerfamilie Hellert auf. Ihre Mutter verstarb bei ihrer Geburt, ihr Vater ist unbekannt. In der Ziehfamilie bleibt sie immer die ungeliebte Fremde, besonders, weil sie vom Wesen her so ganz anders ist als ihre "Geschwister". Eine heimliche Romanze mit einem ihrer "Brüder" bringt ein Wenig Glück und Geborgenheit in ihre Jugend Anfang der 70er Jahre. Bis es zum Bruch mit allen kommt, die ihr nahestehen, und ein Erbe ihr Leben (vermutlich) auf den Kopf stellt.

Die beiden Autorinnen, die hinter dem Pseydonym Nora Engel stecken, geben sich viel Mühe, immer wieder für die 70er typische Gegenstände, Lieder und historische Ereignisse in die Handlung einzustreuen um die Zeit lebendig werden zu lassen. Schöne Idee dazu ist eine Playlist zum Buch am Ende des Romans. Auch die Recherchen, die sie betrieben haben müssen, um den Weinanbau möglichst realistisch zu schildern, waren sicher sehr aufwändig.

Und trotzdem bleibt bei mir das Gefühl, einen Teenieroman der 80er zu lesen, in dem es hauptsächlich darum geht, ob die junge Protagonistin beim Stelldichein mit ihrem heimlichen Geliebten erwischt wird und ob seine Liebe nun echt ist oder er nur mit ihr spielt.
Das konnte mich mit 14 fesseln,  aber heute erwarte ich von einem Buch mehr.
Die große Rahmenhandlung, das Geheimnis um Gretas Vater und das im Klappentext angekündigte Erbe beginnt erst auf den allerletzten Seiten! Das mag zwar clever gedacht sein, wenn Nora Engel Lust auf Band 2 machen möchte, aber ich werde vorsichtig sein und mich nicht wieder auf 360 Seiten Geplätscher einlassen.
Schade, ich hatte mir mehr erhofft.