Und nie gehört man ganz dazu

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jackolino Avatar

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Das Cover mutet zunächst recht sparsam an: einsame junge Frau mit ihrem Fahrrad, in Arbeitskleidung, dazu der Titel "Die Winzerin".
Nach dem Lesen des Buches stellt man aber fest, dass man es kaum besser hätte darstellen können.
Ein kaputtes Fahrrad war schuld, dass Gretas Mutter einst ihren Vater überhaupt traf. Und dass die Hellerts Greta aufzogen, geschah weniger aus Nächstenliebe, sondern weil sie dadurch schon früh eine zusätzliche Arbeitskraft bekamen, sei es im Haus oder im Weinberg. Trotz der ganzen Nähe zur Familie gehörte sie nie ganz dazu. Sie hatte keinen Anspruch auf nichts, daher auch kein Wingert auf dem Cover, obwohl das Buch dadurch vielleicht einladender gewirkt hätte.
Die Autorinnen verstehen sich aufs Schreiben, das Buch ist von Anfang an so geschrieben, dass man es nicht wieder aus der Hand legen möchte, fesselnd, mit oft unerwarteten Wendungen, aufflammenden Hoffnungen, die dann doch wieder enttäuscht werden, Plänen, die sich nicht realisieren lassen.
Man leidet mit Greta mit und wünscht ihr so sehr, dass sie sich aus diesem „Gefängnis“ befreien kann, je eher desto besser. Aber das Buch braucht diesen Spannungsaufbau, es ist schließlich der erste Teil einer Trilogie, es sollen also noch zwei weitere folgen.
Die 70er Jahre werden wieder präsent. Schon der Musikgeschmack trennt in eher einfache oder anspruchsvollere Charaktere. Und so steht der Musikgeschmack symbolisch für den Wunsch nach Selbstbestimmung. Manche jungen Frauen sind damit zufrieden, einen einfachen Beruf zu erlernen, schließlich ist das schon mehr, als der Müttergeneration zugestanden wurde und letztendlich ist es ja nur der Übergang in eine spätere Verheiratung.
Andere, so wie Greta, verstehen, dass sie ihren eigenen Weg gehen müssen, dass es auch finanzieller Unabhängigkeit bedarf, um seine Träume verwirklichen zu können.
Gerade das unerwartete Ende des ersten Teils der Trilogie lässt hier alle möglichen Richtungen offen und man darf gespannt sein, in welche Richtung sich das Schicksal Gretas entwickelt.
Sympathisch wird einem das Buch aber auch durch seine Nähe zum Wein, auch wenn nicht verschwiegen wird, durch welch harte Arbeit der Wein entsteht.

Ich persönlich bin gespannt und freue mich schon auf den zweiten Teil.