Starke Welt, schwächelnde Tiefe

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kobina Avatar

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Eins vorweg: Das hier ist eine Rezension aus westlicher Sicht. Leider habe ich nicht viel Ahnung von asiatischen Begebenheiten (weder in der Sprache, noch in der Kultur), also seht es mir bitte nach.

Was sofort heraussticht: die Welt. Richtig cool gemacht! Allein schon eine medusa-ähnliche Figur als Nebencharakter? Liebe ich. Auch das ganze Konzept rund um Seelenwächter ist angenehm anders als das, was man sonst so aus westlicher Fantasy kennt. Große Stärke des Buchs!

Leider fehlt’s den beiden Hauptfiguren an Tiefe. Sie sind zwar beide von Anfang an ganz offensichtlich heiß aufeinander, aber das war’s dann auch schon fast mit der Dynamik. Slowburn ist hier Fehlanzeige – außer man ist schon zufrieden, wenn sie’s nicht direkt im ersten Kapitel miteinander treiben.

Die Sprache ist recht simpel gehalten – fast schon so, als wäre das Buch für Kinder oder sehr junge Teenager geschrieben. Das steht für mich im starken Kontrast zu den erwachsenen Themen, die behandelt werden. Vielleicht ist das typisch für Light Novels, da fehlt mir der Vergleich. Aber für meinen Geschmack hat das nicht gut zusammengepasst.

Ein kleiner Übersetzungsfehler ist mir auch aufgefallen: Der Begriff „Nachname“ wurde genutzt, obwohl Familiennamen in der chinesischen Kultur vorne stehen (wie es im Buch auch der Fall ist).

Und dann gibt’s da noch einen Comic-Relief-Charakter mit eigener POV. Die hätte man sich ehrlich sparen können. Seine „witzigen“ Szenen wirken platt, aufgesetzt und unterbrechen den Rest der Story eher als dass sie was beitragen.

Fazit: Tolle Welt, spannende Idee – aber sprachlich und charakterlich leider nicht überzeugend umgesetzt. Wer sich aber an der Oberfläche wohlfühlt und einfach was Frisches sucht, könnte trotzdem seinen Spaß haben.