Gussie - Adenauers junge zweite Ehefrau

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Das Buchcover und der Klappentext erweckten mein Interesse an der Geschichte. Ich wusste vorher nicht, dass der erste Bundeskanzler zweimal verwitwet war, wohl aber vom Kinderreichtum. Konrad Adenauer heiratete 1919 seine zweite Frau Auguste, gen. Gussie, die 19 Jahre jünger als er war. Drei Kinder hatte der Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer mit seiner ersten Frau Emma So kam es, dass die Braut Gussie mit 23 Jahren Stiefmutter von 13 und 9-jährigen Jungen und einer fast sieben Jahre alten Tochter wurde. Fünf Schwangerschaften komplettierten die Kinderschar um vier gemeinsame Kinder.

Bemerkenswert fand ich, dass Konrad Adenauer seiner Frau auf Augenhöhe begegnet ist und sie als Ratgeberin anerkannt hat. Auch die Stiefkinder nehmen die neue Frau an der Seite des Vaters gut an. Ich hatte zuvor die Befürchtung des hübschen und jungen Anhängsels, deren Persönlichkeit nicht geachtet werden würde und die den Gatten bewundert und anhimmelt.

Glücklicherweise war es nicht so. Gussie ist das Nachbarskind, die Familien kennen sich gut, Tochter des renommierten Dermatologen Ferdinand Zinsser und verfügt daher über höhere Bildung. Sie ist zu einer selbstbewussten Tochter erzogen worden und das Werben von Konrad Adenauer wird durchaus kritisch von ihrem Elternhaus gesehen. So wird sie nicht verheiratet, sondern Gussie trifft die Entscheidung für diese Ehe. Die Eltern haben Bedenken und wie ich inzwischen nachgelesen habe, wird durch räumliche Trennung versucht, den beiden Zeit für die Entscheidung zu geben. Dies hätte der Autor gern noch etwas im Roman ausarbeiten können, denn da wird dem Verlieben kein Abschnitt gewidmet.

Gussies Geschichte wird ausgehend von ihrem Sterbebett rückblendend erzählt und sie endet, wie es sich gehört, mit ihrer Todesanzeige. Adenauers politischen Neubeginn als betagter CDU Kanzler hat sie nicht mehr miterlebt, denn sie stirbt mit 52 Jahren bereits 1948.

Der Roman unterteilt sich in sehr viele Kapitel, allen vorausgestellt sind mündl. überlieferte Zitate aus Briefwechseln zw. Gussie und ihrem Vater, bzw. Konrad. Schöner wäre natürlich, wenn sie aus original Briefen stammen würden.

Gefehlt hat mir im Buch ein Familienstammbaum, denn ich war immer mal wieder am Rechnen, wie alt das jeweilige Kind gerade ist, um auch nachzuvollziehen, dass die älteren Kinder längst nicht mehr zuhause wohnten, als die Gestapo Adenauer aus dem Dienst nahm und später inhaftierte. Damals wurden viele kurzzeitig abgeführt, verhört und inhaftiert. Auch meine Großeltern väterlicherseits wurden aufgrund von Protesten immer mal wieder kurzzeitig in Haft genommen. Auch grübelte ich, als von Koko die Rede ist, es war der Kosename vom Sohn Konrad.

Ich fand es interessant diese Geschichte zu erfahren. Die knapp 290 Seiten sind schnell gelesen. Sehr gut gefällt mir das Buchcover und der Abdruck von Konrad Adenauers Lieblingsgemälde seiner Gussie auf Vor- und Nachsatzblatt. Es macht die Buchausstattung wertig.