Spannender Ausschnitt aus deutscher Zeitgeschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
ullaerika Avatar

Von

Aufgewachsen in der Adenauer-Ära der jungen Republik ist mir nur die "politische Seite" Adenauers im Gedächtnis geblieben. Die einzige Frau an Adenauers Seite, die ich erinnere, ist "Libet", seine jüngste Tochter. -"Gussie? Was weiß ich über Sie? - Nichts!"

Interessiert an deutscher Zeitgeschichte und durch den Klappentext neugierig geworden, lasse ich mich verleiten, diesen Roman zu lesen. Hier lässt der Autor seine Protagonistin auf dem Sterbebett in Rückblenden Szenen ihres Lebens Revue passieren. Dabei nimmt mich die Spannung erzeugende Sprache gefangen und ermöglicht mir einen Einblick in "Gussies" Erlebnis- und Gefühlswelt sowie in die Frauenträume gut bürgerlicher Töchter des letzten Jahrhunderts.

Indem Zitate aus Adenauers persönlichen Briefen an "Gussie" einzelne Kapitel eröffnen, lerne ich allmählich auch eine andere Seite Adenauers kennen, die ihn mir bisher "ernst und unnahbar" (vgl. auch S. 16 im Roman) erscheinen ließ.

Auch die eindrücklichen Schilderungen der Gewalt und der Repressalien, die er, seine Familie und ganz besonders "Gussie" durch die Nationalsozialisten erleiden mussten, lassen mich erschauern.

Historisch interessierte LeserInnen mögen sich vielleicht heute und nach Kenntnis dieses Romans die Frage stellen, warum Adenauer, entschiedener Gegner und mit seiner Famile auch Opfer der Nazis, nach Gründung der Bundesrepublik unter seiner Ära so viele "Nazi-Schergen" in seine Regierungsmannschaft holte.