Die opulente Familiensaga geht weiter

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heinoko Avatar

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Ob es daran liegt, dass ich nur Band 1 gelesen hatte, bevor ich nun aus Zeitgründen direkt mit Band 4 weiterlas? Die Faszination, die ich bei Band 1 gespürt hatte, fiel bei Band 4 leider etwas geringer aus. Mag sein, weil mir der direkte Anschluss fehlte, mag aber auch sein, dass die Erzählung in Band 4 generell so etwas vor sich hin plätschert und sich dabei sehr in Details verliert.

Für den Inhalt zitierte ich wegen der Fülle vieler einzelner Geschehnisse sinngemäß den Verlag: Pommern, Ende des 1. Weltkrieges, 1919-1923. Konstantin und Rebecca kämpfen mit den Folgen, die Misswirtschaft und Krieg auf dem Gut hinterlassen haben. Ungewiss ist, wie es mit Gut Greifenau weitergehen soll, solange Konstantin keinen Erben hat. Katharina dagegen lebt in Luxus und träumt weiterhin vergeblich vom Medizin-Studium. Auch bei den Dienstboten gibt es trotz größerer Freiheiten wenig persönliches Glück zu berichten. Die Zeit der der Inflation, die sogenannten goldenen Zwanziger, die nicht nur golden waren, überschattet alles. Und wohin man bei der Familie Auwitz-Aarhayn auf Gut Greifenau auch schaut, überall stösst man auf Konflikte, auf Auseinandersetzungen und Böswilligkeiten.

Ich mag den Schreibstil von Hanna Caspian sehr. Am ehesten finde ich das Adjektiv „sorgfältig“ stimmig für ihre Erzählweise. Doch nicht nur das, der Erzählstil ist auch der geschilderten Zeit angepasst, dabei detailgenau und anschaulich. Bereits nach wenigen Seiten versinkt man in der gräflichen Welt, leidet mit, diskutiert mit. Szene für Szene entsteht im Kopfkino. Die Autorin erzählt fesselnd, farbig, mit historisch umfangreich recherchierten Details. Auch wenn die Protagonisten mehrheitlich nicht unbedingt Sympathieträger sind – das Buch hat durchaus Suchtfaktor und ist Lesefutter für viele Stunden. Aber hier in Band 4 war ich sehr viel weniger diesem Suchtfaktor erlegen als in Band 1. Ich las und las, fühlte mich durchaus gut unterhalten, aber am Ende blieb außer einem Cliffhanger, der zu Band 5 verlocken will, nichts übrig. Das Kopfkino erlischt mit der letzten Seite und so gut wie nichts bleibt zurück, keine Gefühle, keine Bilder, keine einzelnen Begebnisse. Vielleicht lag es an mir.