Die Figuren gehören fast schon zur Familie

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caillean79 Avatar

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Schon in die 5. Runde ging die Gut-Greifenau-Saga mit dem Band „Silberstreif“. Auch in den Jahren 1923 bis 1928 werden das Gut und seine Bewohner von Schicksalsschlägen gebeutelt und die politischen Entwicklungen machen ebenfalls Sorgen.

 

Die Charaktere entwickeln sich weiter und so wie neues Leben gegeben wird, wird an der einen oder anderen Stelle auch Leben genommen und der Leser muss sich von lieb gewonnnen Figuren verabschieden (was nicht ungewöhnlich ist, wenn die Saga eine so große Zeitspanne umfasst).

 

Wie immer hat Hanna Caspian mit viel Liebe zum Detail die 1920er Jahre auferstehen lassen und bietet einen umfassenden Blick ins Leben in jener Zeit. Meine besondere Sympathie, aber auch mein besonderes Mitgefühl galt in diesem Band Alexander, dessen Homosexualität zunehmend zum Problem für ihn wird – sowohl finanziell, als jemand aus seinem näheren Umfeld es herausfindet und ihn damit erpresst, als auch körperlich, da er mehrfach schweren Angriffen ausgesetzt ist. Er selbst kommt mit der Situation immer weniger zurecht und flüchtet sich in Drogen. Diesbezüglich endet das Buch auch mit einem Cliffhanger und ich hoffe sehr, dass ich im nächsten Teil miterleben darf, wie sich Alexander wieder „berappelt“ und schließlich auch sein Glück findet.

 

Auch für Konstantin, Rebecca, Julius und Katharina sind es turbulente Zeiten – das Gut ist permanent in finanzieller Schieflage und Katharina ist mit der Doppelbelastung von Familie und Medizinstudium überfordert. Auch in der Dienerschaft macht sich ein Zeitenwandel bemerkbar – einige zieht es in neue, modernere Berufe. Andere befürchten, schon bald in ihrem Beruf keine Zukunft mehr zu haben, denn die Dienerschaft wird immer mehr zur aussterbenden Art…

 

Die vielen großen und kleinen Probleme webt die Autorin mittlerweile gekonnt routiniert zu einem schönen Schmöker zusammen – aber nach 5 Bänden spürt man aus meiner Sicht diese Routine auch ein wenig, so dass ich vom „Flair“ her nicht ganz so begeistert war wie bei den vorherigen Bänden. Dennoch ist es ein toller Schmöker für entspannte Lesestunden!