ein Lesevergnügen der Extraklasse

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nick_coll Avatar

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Die längst ersehnte Fortsetzung der Gut Greifenau-Saga! Zu unserem größten Glück geht die Reihe mit dem „Silberstreif“ weiter, zu unserem nicht minder großen Leid endet mit dem bald kommenden 6. Band diese faszinierende Geschichte. Die Geschichte über ein Gut in Hinterpommern, wo Schicksale der alten Bekannten neu und wieder interessant miteinander verflochten sind, und eine Familie, die versucht, den großen politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen zu trotzen. Wie nach der Monarchie mit der neuen Weimarer Republik erst einmal so vieles in Schieflage geraten ist: gesellschaftlich, politisch, finanziell, familiär, kulturell, — darf der Leser in diesem Band hautnah erleben.

In dem Teil der Reihe begleiten wir wieder alte Bekannte, die man aus den Vorgängerteilen kennt, sehen, wie sie sich weiterentwickeln, leiden oder ihr Glück finden. Dabei geht die Autorin wie schon am Anfang der Reihe gewohnte und erfolgreich bestätigte Wege: niemand bleibt in der erzählten Geschichte ohne Ecken oder Kanten. Es gibt keine perfekten Helden oder richtige Miesepeter. Manche reagieren impulsiv oder unvorhersehbar, sie machen Fehler oder tun etwas, was später gravierende Folgen haben wird. In diesen verschiedenen Szenarien bleibt die Spannung allgegenwärtig und dynamisch. Wenn man die bisherigen Bände gelesen hat, hat man ja eine gewisse Vorstellung, wie alles weiterzugehen hat. Die Autorin überrascht aber mit Wendungen, die man beim besten Willen nicht erwartet hat… Besonders in den letzten Kapiteln des Buches.

Hiermit muss ich bemerken, dass die Reihe nach fünf Bänden nicht an Qualität verloren hat — weder sprachlich noch inhaltlich. Durch ihren flüssigen und bildhaften Schreibstil gelingt es der Autorin, die politische und gesellschaftliche Situation der 20er miteinzubeziehen, wodurch der Leser ständig interessante Hintergrundinformationen bekommt. Das Geschehen wird so anschaulich und verführerisch geschildert, dass beim Lesen der Wunsch geweckt wird, eine Zeitreise in die Zeit zu unternehmen. Auch diesmal hat Hanna Caspian mit Spannung und guter Unterhaltung beim Schreiben nicht gegeizt. Es wird an keiner Stelle langatmig, unschlüssig oder zähflüssig, sodass es kaum möglich ist, das Buch aus der Hand zu lassen.

Gegen Ende des fast 550 Seiten starken Buches, das man dennoch in nur wenigen Leseportionen liest, gebannt und seltsam fasziniert von dieser Familiengeschichte und unerwarteten Wendungen, bleibt trotzdem ein offenes Ende, welches einen großen Spielraum für eigene Spekulationen bietet, sodass der Fantasie des Lesers überlassen wird, wie es mit den Figuren und Ereignissen im allerletzten Band gehen wird. Ein Lesevergnügen der Extraklasse.