Silberstreif

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Mit dem historischen Roman "Gut Greifenau - Silberstreif" legt die Bestseller-Autorin bereits den fünften Band ihrer erfolgreichen "Gut Greifenau"-Reihe vor, welche um die Familienmitglieder und Bediensteten des gleichnamigen Gutes in Pommern kreist.

Herbst 1923. Deutschland befindet sich auf dem Höhepunkt der Hyperinflation. Das Geld verliert stündlich seinen Wert, Existenzen werden vernichtet, die Menschen sind verzweifelt. Auch an den Bewohnern von Gut Greifenau geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Doch dann kommt ausgerechnet die Inflation Konstantin zu Hilfe, und er kann das bedrohte Familiengut retten. Als Konstantins geliebte Frau Rebecca ein Mädchen zur Welt bringt, scheint das Glück vollkommen. Doch immer noch schwelt in Rebecca die Angst vor Konstantins hinterhältigem Bruder Nikolaus, und auch das Gutspersonal taumelt von einer Krise in die andere. Währenddessen scheint Katharina endlich ihren Traum vom Medizinstudium verwirklichen zu können.

Das ansprechende Cover ist harmonisch auf alle bereits erschienenen Bände der beliebten "Gut Greifenau"-Reihe abgestimmt worden. Wie in diesem literarischen Genre üblich, ist eine attraktive junge Frau in den Mittelpunkt gerückt, die vor einem altehrwürdigen Gutshaus posiert. Die dunkelhaarige Schönheit trägt ein fein besticktes, silbern schimmerndes Kleid; sie ist sorgfältig frisiert und dezent geschminkt und nestelt mit der linken Hand an ihrer wertvollen Perlenkette, die auf ihre Zugehörigkeit zu einer wohlhabenden sozialen Schicht verweist.

Grundsätzlich möchte ich allen interessierten Lesern empfehlen, sich mit den bereits erschienenen Bänden der "Gut Greifenau"-Reihe vertraut zu machen und die einzelnen Protagonisten näher kennenzulernen. Dann fällt der Einstieg in diese Lektüre sehr leicht. Wenn man die ersten Seiten dieses historischen Romans gelesen hat, fühlt man sich gleich in eine längst vergangene Epoche der Zeitgeschichte zurückversetzt. Wir sind in der Mitte der Zwanziger Jahre angekommen, die wir aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder und der Bediensteten des Gutes Grafenaus in Pommern, also von "oben" und "unten", erleben. Das tägliche Leben in der jungen Weimarer Republik ist von tiefgreifenden Veränderungen geprägt. Nach der Hyperinflation wird die Rentenmarkt eingeführt, die für eine gewisse Stabilität sorgen soll. Das antidemokratische Denken ist weit verbreitet; nach dem Tod des Sozialdemokraten Friedrich Ebert wird der konservativ und monarchisch eingestellte, als Kriegsheld verehrte ehemalige Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt. Einige Menschen mögen einen Silberstreif am Horizont erkennen, während andere kaum Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben. Von Chancengleichheit kann keine Rede sein; weibliche Studenten sind nach wie vor in der Minderheit, werden von Kommilitonen und Professoren kritisch beäugt und nachdrücklich auf ihren angestammten Platz am heimischen Herd verwiesen. Politische Wirren erschüttern die ungeliebte Republik; die Verfolgung von Juden und Homosexuellen nimmt unaufhaltsam Fahrt auf.

Mein persönliches Fazit fällt positiv aus. Hanna Caspian hat eine gelungene Fortsetzung vorgelegt, die historisch belegte Fakten mit dem alltäglichen Leben von fiktiven Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten zu einer fesselnden Saga verwebt, die man nicht mehr aus seinen Händen legen kann. Sehr empfehlenswert!