Spannende, emotionale Fortsetzung der wunderbaren Gut Greifenau-Reihe

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Mit „Silberstreif“ legt Hanna Caspian den 5. Band ihrer Reihe um das fiktive Gut Greifenau in Pommern vor.
Das Buch deckt den Zeitraum von September 1923 bis Dezember 1928 ab und schließt damit nahtlos an Band 4 an.
Es erzählt die Zeit der Weimarer Republik mit all ihren anfänglichen Problemen für die Menschen wie hohe Reparationszahlungen, die Inflation und nur ganz langsam zeigt sicht ein Silberstreif am Horizont.

Es war eine große Freude nach Greifenau und Berlin zurückzukehren und die Familie und die Bediensteten wieder zu erleben.
Aber sie alle haben zu kämpfen, denn die Inflation und damit die Entwertung des Geldes macht ihnen allen sehr zu schaffen und bringt sie teilweise sogar in Existenznöte.
Graf Konstantin und seine Frau Rebecca tun alles was ihnen möglich ist, das Gut zu retten und damit der Familie und auch den Bediensteten weiterhin ein zu Hause zu bieten. Besonders Rebecca zeigt sich da sehr einfallsreich und findet einige Möglichkeiten, die dem Gut auch finanziell weiterhelfen.
Seine Schwester Katharina, die mit ihrem Mann Julius weiterhin in Berlin lebt, kann endlich ihr Medizinstudium aufnehmen. Aber sie muss mit einigen Schwierigkeiten kämpfen, denn Frauen werden im Studium kaum akzeptiert und ihre Familie erwartet die gleiche Fürsorge wie immer, so dass Katharina viel Mühe hat, Familie und Studium gleichzeitig zu bewältigen.
Auch die anderen Familienmitglieder kämpfen weiterhin mit ihren Problemen und die „alte“ Gräfin Feodora will weiterhin nicht wahrhaben, dass die Monarchie am Ende ist. Sie gibt ihren Standesdünkel nicht auf und sucht standesgemäße Komtessen, mit denen sie ihre beiden Söhne Alexander und Nikolaus verheiraten will.

Die Bediensteten auf Greifenau füllen auch in diesem Band einen Teil der Handlung, denn auch ihre Schicksale werden nahtlos weitergeführt.
Es gibt einen Neuzugang auf dem Gut und auch eine neue Dorflehrerin nimmt ihre Arbeit unter den wachsamen Augen von Rebecca, die selbst einmal Dorflehrerin war, in Greifenau auf.

Wieder einmal gelingt es Hanna Caspian wunderbar, die fiktiven Lebensgeschichten ihrer Figuren mit der realen Zeitgeschichte zu verbinden.
Eindrücklich schildert sie die politische Situation im Land, die Sorgen der Menschen, die nach dem großen Krieg und dem Ende der Monarchie den Umschwung im Land nur schwer verkraften und das langsame Aufkommen der Nationalsozialisten, die zu dieser Zeit aber noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Sie zeigt auch die Entwicklung in der Landwirtschaft mit neuen Maschinen und im Haushalt, wo es auch erste Errungenschaften gibt, die den Menschen die Hausarbeit erleichtern sollen.
Auch die Erschließung von Dörfern und dem Gut für den elektrischen Strom und die damit verbundenen Schwierigkeiten sind ein Thema.
Ebenso die sogenannten „Goldenen Zwanziger Jahre“, die längst nicht für alle so golden waren. Aber gerade in Berlin gab es einen Aufschwung für Theater, Kino und Revuen, womit sich die Menschen, die es sich leisten konnten, vom Alltag ablenken ließen.

Auch in diesem Band hat mich begeistert, wie Hanna Caspian das Leben ihrer fiktiven Figuren und den Alltag auf einem Landgut in die reale deutsche Historie eingebunden hat. Neben den historischen Fakten zeigt sie auch das gesellschaftliche Leben, in dem sich einige Dramen abspielten und besonders auch am Beispiel von Katharina, den Stand der Frau.
Ihre Figuren sprühen vor Lebendigkeit und wirken authentisch.
Ich habe gebannt ihr Leben verfolgt, mit ihnen gehofft, gelitten und auch freudige Momente erlebt.
All das ist sehr kurzweilig, unterhaltsam und vor allem fesselnd dargestellt. Die Geschichte übt nach wie vor einen Sog auf mich aus und kann den finalen Band kaum erwarten!

„Silberstreif“ ist eine absolut gelungene Fortsetzung einer Familiengeschichte, die mich von Beginn an in ihren Bann gezogen hat. Die Mischung aus historischem Hintergrund, lebendigen Protagonisten und einer spannenden Handlung macht diese Reihe und auch diesen 5. Band zu einem Pageturner und einem großen Lesevergnügen!


Fazit: 5 von 5 Sternen


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