Geschafft!

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sissidack Avatar

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Die EU hat es geschafft. Endlich haben ein paar ganz schlaue Wissenschaftler herausgefunden, wo im Hirn "das Böse" sitzt. Und vor allem haben Sie herausgefunden, wie man herausfindet, bei welchem Menschen "das Böse" das Gute überwiegt. Screenings werden durchgeführt, alles ganz harmlos.

Angefangen hat alles mit einem Zaun, der gegen Haie schützen soll. Ein paar Masten im Meer und schon sind die Strände sicher. Dann ein paar mehr Masten an Land, und auch da kommen keine wilden und gefährlichen Tiere mehr durch. Eine bestimmte Frequenz hält uns EU-Bürgern die wilden Bestien vom Hals.

Aber wer nun glaubt, damit habe es seine Bewenden gehabt, der irrt gewaltig.
Die "NEO", der Nachfolger er EU, geführt von ein paar wenigen, natürlich guten Menschen, weitet die Schutzmaßnahmen aus. Alle Bürger, die bei den Screenings durchfallen, werden hinter die Mauer aus Masten verbannt, die irgendwo im heutigen Polen gezogen wurde. Und Sie können nicht mehr zurück. Familien werden auseinandergerissen, Menschen verschwinden einfach, niemand weiß wohin und eigentlich interessiert sich auch niemand dafür. Ein Hoch auf die Pressefreiheit, denn auch die weiß nichts über den Verbleib der negativ Getesteten zu berichten.

Grundsätzlich keine schlechte Idee könnte man sagen, Verbrecher raus, heile Welt in der "NEO". Wenn da nicht auch ein paar ganz normale und unbescholtene Bürger wären, die aufgrund anomaler Gehirnwellen die Screenings eben nicht bestehen. Und wer leichter zu Aggressionen neigt als die Screening-Grenzwerte es zulassen, fliegt auch raus.

Und irgendwo in diesen ohnehin schon undurchsichtigen Chaos in der heilen Welt "NEO" treibt sich der wohl schlimmste aller lebenden Verbrecher herum. Er hat Grausames getan, wurde mit vielen anderen Häftlingen auf eine Insel verbannt, hat dort alle getötet, es geschafft zu fliehen und sich heimlich still und leise in einer geheimen Institution der NEO ein sicheres Plätzchen gesucht.

Was daraus wird.....

Der Anfang des Buches hat mich etwas schockiert. Menschen sind unberechenbar, Menschen sind grausam, aber so grausam? Nun ja, es gibt ganz offensichtlich gute und böse Menschen und es gibt Menschen, auf die die Bezeichnungen "böse" und "grausam" kaum noch zutreffen.

Für mich ist zwar unverständlich, warum Menschen sich gegenseitig schaden und töten, aber das ist meine Einstellung und der Alltag zeigt, dass diese Einstellung von nicht allen geteilt wird.

Es mag ein Wunschtraum sein, die Welt für alle sicher zu machen, eine Welt zu schaffen, in der jeder mit jedem auskommt, in der Haustüren nicht mehr verschlossen werden, in der es keinen Mord und keinen Diebstahl und keine Verbrechen mehr gibt. Ich wünsche mir diese Welt und Julian Fröhlich hat eine solche Welt im Kleinen kreiert.

Ich konnte mich in die handelnden Charaktere hervorragend hineinversetzen (bis auf einen, aber ich verrate nicht, in welchen), habe mitgefühlt, wie die Personen gelitten haben, habe hinterfragt, ob das Weltbild der NEO sein kann und sein sollte. Kurzum, ein wirklich faszinierendes Buch.

Gut geschrieben, interessantes, wenn auch schwieriges Thema, unbedingt zur Lektüre zu empfehlen.