Mutiges Buch

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Ich fand den Klappentext im Nachhinein sehr nichtssagend. Ich glaube, er könnte die Erwartung hochhalten, einfach eine Liebesgeschichte vor sich zu haben. Doch es geht um so viel mehr in dieser Geschichte. Die im Klappentext als "Selbstzweifel und verdrängte Probleme" bezeichneten Hindernisse werden in der Triggerwarnung genauer benannt. Ich empfehle jedem, diese zu lesen. Denn: dieses Thema bestimmt das Buch. Ginny ist eine junge Frau, die in einem Bierkonzern arbeitet. Bei einem Besuch in New York trifft sie ihre Freunde, die mit Adrian in einer WG wohnen. Die beiden sind zueinander hingezogen. Nach einem halben Jahr zieht Ginny nach New York. Beide haben jedoch ziemliche Probleme, die sie jeweils für sich ausmachen wollen.

Ich fand das Buch sehr mutig. Mutig, weil es Dinge beim Namen nennt und enttabuisiert. Zwischenzeitig wird dadurch auch der Erzählfluss etwas gestoppt bzw. die Handlung entzerrt, wenn die Protagonistin auf ihre Probleme eingeht und auch das zugrunde liegende Krankheitsbild beleuchtet. Ich fand das sehr aufschlussreich und im Hinblick auf das Nachwort nochmal bedeutungsvoller, da die Autorin weiß, wovon die schreibt. Sie hat nicht nur "einfach" recherchiert, sondern vieles selbst durchlebt, und allein ihr Eingeständnis und ihr ehrliches Nachwort haben mich sehr beeindruckt.

Die beiden Protagonisten sind keine Charaktere, wo man sich gleich hineinfindet und sie immer Super-toll findet. Sie haben Ecken und Kanten, und gerade zum Schluss hin hab ich mir mit Adrian ja ordentlich schwer getan - auch wenn ich ihn sehr sympathisch finde. Ich mochte beide eigentlich sehr, wenngleich man für beide etwas Geduld braucht. Auch der eine oder andere Nebencharakter der WG war mir sehr sympathisch - bei anderen verstand ich die Freundschaft nicht so ganz. In sich war die Geschichte logisch und durch den Perspektivenwechsel zwischen den beiden auch spannend und abwechslungsreich. Insgesamt echt ein aufwühlendes Buch, das mir wieder einen neuen Blickwinkel eröffnet hat!