Triggerwarnung: Essstörungen und psychische Erkrankungen

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mareikeunfabulous Avatar

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Wo fange ich vor Schreck an? Zunächst sollte es unbedingt eine Triggerwarnung geben: In Guy's Girl werden verschiedene Formen der Essstörung und psychische Erkrankungen behandelt. Das Buch ist ungeschönt und echt, thematisch wirklich sehr schwer und abgrundtief ehrlich. Wer einfach nur eine "dramatische" Liebesgeschichte erwartet, sollte vielleicht lieber ein anderes Buch wählen. Er werden Einblicke in die Gedanken von Betroffenen gewährt.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Ginny und Adrian. Ginny ist das einzige Mädchen in ihrem Freundeskreis, also ein "Guy's Girl", was im Laufe der Zeit immer wieder zu Problemen führt. Die insgesamt fünf Freunde (Clay, Tristan, Adrian, Finch und Ginny) haben sich auf dem Collage kennengelernt. Was niemand von ihnen weiß: Ginny kämpft mit einer Essstörung. Ginnys Essstörung wird von der Autorin sehr ausführlich und ehrlich beschrieben. Das war teilweise sehr hart und schwer zu ertragen. Mal ganz davon abgesehen, dass Ginny eine Meisterin im Täuschen ist: Es ist mir ein Rätsel, wie sie ihre Essstörung so lange vor den Jungs geheim halten konnte. Adrian hingegen stürzt sich in die Arbeit, um Abstand von seinen Gedanken, Gefühlen und Emotionen zu bekommen. Er ist der Meinung, er sei nicht fähig zu lieben. Er geht immer häufiger in den Rückzug und kann Nähe nur schwer annehmen. Die Geschichte verläuft über mehrere Jahre hinweg, erleidet ein paar Brüche und wird in insgesamt fünf Teilen erzählt. Die Kapitel sind unterschiedlich lang.

Ich nahm an, dass es um die Beziehung von Ginny und Adrian gehen würde. Die eigentliche toxische Beziehung, von der im Klappentext gesprochen wird, spielt sich (meiner Meinung nach) aber eigentlich zwischen Finch und Ginny ab. Finch ist mit Hannah zusammen, führt mit Ginny aber eine ungesunde, toxische On-Off Affäre. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Ich hätte mir dahingehend weniger Finch und mehr Adrian gewünscht.

Mit dem Schreibstil der Autorin habe ich mich recht schwer getan. Hinzu kommt, dass ich große Mühe hatte, mich in Ginny und Adrian hineinzuversetzen. Auf mich haben beide authentisch, wenn auch sehr unnahbar gewirkt.