Ein krasses Buch!
GYM
Verena Kessler
ET: 19.8.25
Unsere namenlose Ich-Erzählerin sucht dringend einen Job. Mit ungewaschenen Haaren und Erdnussflip-Bauch steht sie vor Ferhat, dem Besitzer des Mega Gyms. Schon beim ersten Blick ist ihm klar: Diese Bewerberin passt so gar nicht in sein Bild von „schlank, sportlich, muskulös“. Doch als sie behauptet, gerade entbunden zu haben, drückt er ein Auge zu und stellt sie ein – ohne zu ahnen, dass es sich dabei um eine Notlüge handelt.
Fragen nach dem Baby weicht sie geschickt aus, und wenn jemand Fotos sehen will, präsentiert sie kurzerhand das Kind einer Ex-Kollegin.
Doch die Umgebung im Gym bleibt nicht ohne Wirkung: Umgeben von trainierten, perfekt durchgestylten Körpern beginnt sie, sich selbst immer stärker in Frage zu stellen. Der Drang zur Selbstoptimierung packt sie – und bald kennt ihr Ehrgeiz beim Training kaum noch Grenzen.
Wie weit sie geht und wo das alles endet, müsst ihr selbst lesen …
Was für ein krasses Buch!
Ich habe es in einem Rutsch verschlungen. Verena Kessler trifft einmal mehr den Nerv der Zeit: Schönheitswahn, Leistungsdruck, der Wunsch nach Anerkennung – all das verdichtet sie in einer packenden Geschichte. Besonders gelungen fand ich die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die der Erzählung viel Tiefe geben.
Der Schreibstil ist wie gewohnt mitreißend, klar und nie vorhersehbar – ein Text, der immer wieder überraschende Haken schlägt. Allerdings sollte man als Leser*in nicht zu zart besaitet sein, denn manche Szenen sind durchaus verstörend oder eklig.
Ein kleiner Kritikpunkt: Ich hätte mir mehr Hintergrund darüber gewünscht, was letztlich die Psychose der Protagonistin ausgelöst hat. Dieser Aspekt blieb für mich etwas offen.
Fazit:
Ein starkes, eindringliches Buch, das direkt ins Heute passt, tiefgründig und dennoch schnell zu lesen. Ich brauch definitiv noch ein wenig Zeit, um alles nachwirken zu lassen.
4½/5