Gym

Geschichte eines Abstiegs

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miro76 Avatar

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Eine namenlose Frau Mitte dreißig bewirbt sich als Thekenkraft im Mega-Gym. Da der Besitzer leise Zweifel ob ihrer körperlichen Erscheinung äußert, lässt sie sich zu der Lüge hinreißen, erst vor 3 Monaten entbunden zu haben.

In drei Sätzen lesen wir von der dreisten Lügnerin, die sich vom Couch-Potato über ein Fitnessgirl zur Bodybuilderin verwandelt. Anfangs ist sie unauffällig, erledigt ihre Aufgaben und ist froh über diesen einfachen Job, der ihr kein Kopfzerbrechen bereitet. In Rückblenden erfahren wir, dass sie einst erfolgreich war. Sie hatte sich bis ganz nach oben gekämpft in der Geschäftswelt bis irgendwas passiert ist.

Nun beginnt sich für sie auch wieder ein Ziel zu manifestieren und sie beginnt zu trainieren. Alles was sie anpackt, zieht sie durch ohne nach links und rechts zu blicken. Ihre Mitmenschen benutzt sie, oder sie interessieren sie nicht. Sie ist komplett fokussiert und verfolgt ihr Ziel ohne Rücksicht auf Verluste. Als sie beginnt Steroide zu spritzen und richtig Masse aufzubauen wird es echt eklig. Sie beginnt sich von reinem Eiweiß zu ernähren und hört irgendwann einfach auf, ihr Fleisch zu kochen. Schnell ist klar, dass die ganze Sache eskalieren muss, denn die Steroide beginnen ihren Verstand zu benebeln.

Es ist eine heftige Geschichte, die mit dem zentralen Element der Selbstoptimierung, den Leistungsgedanken unserer Zeit infrage stellt. Die Autorin geht diese Thematik sogar auf zwei Ebenen an. Da ist der massive Leistungsdruck, der die Protagonistin bereits in der Vergangenheit gebrochen hatte und von dem wir in Rückblicken erfahren. Nach dem sie sich aus diesem Absturz herausgekämpft hatte, stürzt sie sich in den Körperkult und erliegt hier wieder ihren Fehlern aus der Vergangenheit. Der Schluss wird heftig, passt aber gut zur Geschichte und ein versöhnlicher Ausklang fehlt natürlich nicht.

Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, denn die Frau ist wahrlich keine Sympathieträgerin und ihre Gedanken und Gewohnheiten sind definitiv unangenehm und stellenweise ganz schön eklig. Gym ist ein Buch, das seine Leser*innen fordert und deshalb hat es ganz klar 5 Sterne verdient!