Gym

Gym: HIIT

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Schon das Cover und der Titel haben mich sofort neugierig gemacht – modern, ansprechend und auf eine fast ironische Weise passend. Auch der Einstieg hat mich begeistert: Verena Kessler schreibt leichtfüßig, humorvoll und so flüssig, dass die Seiten nur so verfliegen. Zunächst hatte ich das Gefühl, eine vergnügliche, kurzweilige Lektüre in den Händen zu halten, die man mit einem Lächeln liest.

Doch mitten im Buch kippte für mich die Stimmung. Zwar blieb der Schreibstil weiterhin klar und gut lesbar, inhaltlich aber wurde es merklich dunkler, bedrückender und ernster. Zwar deutet sich früh an, dass sich die Leichtigkeit nicht durchhalten wird – dennoch hat mich der abrupte Stimmungswechsel überrascht und regelrecht überrollt.

Gerade darin liegt die Stärke des Romans: Gym ist kein harmloses Wohlfühlbuch, sondern ein Text mit Tiefgang. Kessler lotet Themen wie Machtmissbrauch, Perfektionsdruck und das ständige Streben nach Leistung aus – und sie steigert diesen Druck mit einer erschreckenden Verbissenheit bis hin zum absoluten Wahn. Für mich war das Ende kaum auszuhalten, weil mir viele der beschriebenen Gefühle vertraut sind. Umso härter traf es mich, dass Kessler sie so radikal zuspitzt und in einer Figur verdichtet, die zu einem Inbegriff der Abscheulichkeit wird. Fast hätte ich mir gewünscht, dass die Empfindungen weniger ins Extrem getrieben werden – gerade in ihrer subtileren Form sind sie schon beklemmend genug.

Trotzdem bleibt Gym für mich ein starkes, eindringliches Buch, das mehr bietet, als man anfangs vermutet. Es überrascht, erschüttert und hallt nach – und genau deshalb halte ich es für absolut lesenswert.