Gym

Körperwahn und Selbstoptimierung

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hundeliebhaberin Avatar

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Die namenlose Erzählerin erzählt im Vorstellungsgespräch des Fitnesscenters MEGA GYM die Lüge, erst vor kurzem entbunden zu haben und deshalb noch nicht wieder in Form zu sein. Ihr Chef, selbsternannter Feminist, stellt sie ein, weshalb die Protagonistin am Tresen arbeitet. Die wöchentlichen Trainings dienen zunächst nur des Scheins, bis sie eine ernsthafte Dimension einnehmen und von Stütze der Lüge zu selbstzerstörerischer Selbstoptimierung und Körperwahn werden.

Verena Keßler hat anhand der Figur sehr gut veranschaulicht, wie schnell die Umgebung innerhalb des Fitnesscenters Druck bis hin zu Wahn auslösen kann. Die anfängliche Lüge über das Kind gerät bald in den Hintergrund und die Trainingseinheiten, neue Ansätze, ihren Körper zu definieren und immer neue Ziele zu erreichen, nehmen bald allen Fokus ein.
Ich mochte den temporeichen Schreibstil, die schnellen Entwicklungen und hatte das Gefühl, durch die immer wieder auftauchenden Anspielungen auf den vorherigen Job und daraus resultierende Probleme und Konsequenzen auf etwas viel Größeres zuzurasen, das die Erzählerin versucht, wegzutrainieren.
Ein außergewöhnlicher Roman, den ich nur so verschlungen habe und bei dessen Lektüre mir sämtliche Gedanken gekommen sind. Mir wird "Gym" noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben.