Gym

Normalität wird skurril

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klugistgut Avatar

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„Gym“ ist so ein Buch, das man eigentlich nur mal kurz anlesen will – und dann plötzlich auf der letzten Seite landet. Klingt harmlos: eine Frau, ein Fitnessstudio, drei Sätze. Aber was Verena Keßler hier draus macht, ist komplett irre. Die Story beginnt fast banal, doch Stück für Stück kippt alles ins Absurde, bis man mit offenem Mund dasteht und denkt: *Wie bitte?*

Die Protagonistin ist dabei kein Mensch, den man mögen will – und genau das macht den Reiz aus. Sie verkörpert Selbstoptimierung im Endstadium: Neid, Gier, Vergleich, immer härter, immer weiter. Das tut manchmal weh, weil man unweigerlich kleine Spiegelungen von sich selbst entdeckt (wer schon mal im Gym stand und dachte: „Noch ein Satz geht“ – erwischt!).

Und trotzdem liest es sich federleicht: knapp 200 Seiten, schnelle Sprache, fast wie ein Trainingsprogramm im Sprinttempo. Für alle, die Lust haben, mal auf die absurdeste Version unserer Leistungs- und Fitnesskultur zu schauen – mit ordentlich schwarzem Humor und überraschenden Wendungen.