Gym

Phänomenal gut!

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Die sechsunddreißigjährige Protagonistin braucht einen Job. Aus Gründen. Eher zufällig als zielgerichtet stellt sie sich im MEGA GYM vor, erklärt ihre heruntergekommene Erscheinung mit einer spontan erfundenen Entbindung und bekommt die Stelle, der Inhaber Ferhat ist Feminist und gibt ihr eine Chance. Die Arbeit am Tresen, das Training im Studio und das nicht vorhandene Kind wachsen ihr bald über den Kopf. Als die Bodybuilderin Vick ins Spiel kommt, verschwimmen die Grenzen und ans Licht kommt eine ungesunde Obsession.

»Es war ungewohnt, wieder den ganzen Tag unter Menschen zu sein, ich hatte vergessen, wie sehr man sich dafür zusammenreißen musste. Ständig verspürte ich den Drang, mich an Stellen zu kratzen, an denen man sich in der Öffentlichkeit nicht berührte, und musste aufpassen, mir beim Gähnen die Hand vor den Mund zu halten.« (Seite 14)

Dieses Drama in drei Akten lässt mich restlos begeistert zurück. Die namenlose Ich-Erzählerin war fürchterlich unzuverlässig, das merkte ich schnell. Schon früh gab es Andeutungen, dass etwas geschehen war, was sie aus der Bahn geworfen hatte, aber erst allmählich kam ich dahinter, was genau dies war. Schleichend und unaufhaltsam schlitterten wir gemeinsam auf einen ungewissen Höhepunkt zu, der Weg dahin abstoßend und faszinierend, ihr Verhalten völlig losgelöst, der Abgrund ganz nah. Der feine Humor, mehr verzweifelt als lustig, ergänzte das Bild, es kam wie es kommen musste. Aber lest selbst. Große Empfehlung gibt es dafür von mir.