Gym

Pumpen, pushen, posen

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Sie braucht den Job im „Mega Gym“ dringend, will es ihrer Bewährungshelferin beweisen. Und lügt nicht jeder einmal im Vorstellungsgespräch? Um ihren Erdnussflipbauch und ihr unsportliches Aussehen zu rechtfertigen, behauptet sie gegenüber Ferhat, dem Betreiber des Fitnessstudios, dass sie erst vor Kurzem entbunden habe. Doch nicht nur das wird ihr zum Verhängnis…

„Gym“ ist ein Roman von Verena Keßler.

Der Roman ist stark strukturiert: Er besteht aus drei Teilen, die jeweils mit einem Prolog eingeleitet werden und insgesamt fast 40 Kapitel umfassen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht der namenlosen Protagonistin.

Die Sprache ist ungekünstelt, bisweilen reduziert, aber anschaulich, atmosphärisch, bildstark und keineswegs platt. Die flotten, umgangssprachlichen Dialoge wirken authentisch.

Die Protagonistin wird interessant und mit psychologischer Tiefe dargestellt. Dass sie ihre Fehler und Schwächen hat und wahrlich nicht perfekt ist, wird bereits auf den ersten Seiten ersichtlich. Dennoch oder gerade deswegen ist sie für mich ein reizvoller Charakter.

Der Roman vereint viele Themen. Es geht einerseits um Mutterschaft, Misogynie und andere feministische Aspekte. Andererseits übt die Geschichte Kritik am Selbstoptimierungswahn, Leistungsdruck, ungesunden Obsessionen, den Auswüchsen und Absurditäten des Fitnesskults, der permanenten Selbstdarstellung, Scheinwelten, der zelebrierten Oberflächlichkeit und ähnlichen Problemen. Das macht den Roman sehr facettenreich.

Auf weniger als 200 Seiten ist die Geschichte nicht nur inhaltlich vielseitig und dicht, sondern auch unterhaltsam. Zudem konnte sie mich mit einer unerwarteten Wendung überraschen.

Das ungewöhnliche Covermotiv weckt Aufmerksamkeit und passt hervorragend zum Inhalt. Auch der knappe, prägnante Titel sticht hervor und harmoniert mit der Geschichte.

Mein Fazit:
Nach „Eva“ ist Verena Keßler erneut ein wichtiger, erhellender und kurzweiliger Roman gelungen, den ich gerne weiterempfehlen kann. Mit „Gym“ hat sie einen ungewöhnlichen und in mehrfacher Hinsicht überzeugenden Text geschaffen. Ein Lesehighlight im Sommer 2025!