Schwungvolle Story
Ferhat sitzt hinter seinem Schreibtisch und druckst rum. „Also, wie soll ich es sagen?“ Es gefalle ihm, wenn sein Team die Fitnessbranche auch verkörpere, ob sie verstehe, was er meine? Klar verstand sie, mit den fettigen Haaren und der labbrigen Hose, die ihren Bauch nur ansatzweise versteckt, würde sie sich auch nicht einstellen. Und weil sie den Job unbedingt haben will, sagt sie, sie habe gerade erst entbunden. Es war ihr so rausgerutscht. Ferhads Augen leuchten, die Stirn glättet sich. Er gibt ihr die Hand, versteht wie schwer sie es hat, seine Schwester hat ja auch erst …
3.500 Quadratmeter Mega Gym, ein Palast aus glänzenden Oberflächen, Cardiofloor, Kraftfloor, Wellnessbereich und Sauna. Sie wird die Theke bedienen. Smoothies, lustig klingende Proteinshakes, wie den Muscle-Hustle, zaubern, isotonische Getränke anbieten und Riegel darreichen. Milli lernt sie an, rote Leggins mit passendem Oberteil, wippender Pferdeschwanz. Sie mache gerade eine Ausbildung zur Fitnesskauffrau.
Das Stehen fällt ihr schwer. Sie ist eher an Bürostühle, Bussitzplätze und ihr Sofa gewöhnt. Ferhat bietet ihr sein Büro an, um abzupumpen. Die nächste Mittagspause verscheucht sie den Gedanken, die Flucht zu ergreifen, sie hat schließlich schon Schlimmeres gestemmt. Sie wird das Spiel spielen, so gut sie kann. In der nächsten Apotheke ersteht sie eine elektrische Milchpumpe. Die zwei Fläschchen mit dem Fertigmilchpulver, das sie mit Wasser vermischt hat, stellt sie für alle sichtbar in den Kühlschrank. In ihrer Handtasche befinden sich jetzt Windeln, Schnuller und Feuchttücher, die sie mit erhobener Hand in die Luft hält, während sie Handy oder Portemonnaie sucht. Die gefakten Anrufe bei ihrer Mutter, lassen alle glauben zu wissen, wo ihr Baby ist.
Fazit: Verena Kessler hat in dieser Geschichte die Themen Selbstoptimierung und weibliche Selbstermächtigung performt. Ihre Protagonistin hat ihren Spitzenjob an eine jüngere Nebenbuhlerin verloren. Ihr ganzes Leben gerät aus den Fugen. Sie braucht dringend einen Arbeitsnachweis und heuert im Fitnessstudio an. Eine wirkungsvolle Notlüge zwingt die imaginär Entbundene, sich mit dem Thema Mutterschaft auseinanderzusetzen. Ihr Ehrgeiz spornt sie zu Höchstleistungen an, der Erfolg beim Muskelaufbau wird zur Obsession und nur der Wahnsinn kann sie eingrenzen. Die Autorin hat sich wieder mit dem Thema Frau in der Gesellschaft auseinandergesetzt. Sie schreibt in lakonisch, unterhaltsamen Ton über die Fitnessqualen. Schmerz, proteinreiche Ernährung und schließlich auch die Nebenwirkungen von Anabolika, bis alles aus dem Ruder läuft. Die namenlose Ich-Erzählerin ist ziemlich abgebrüht und die Diskrepanz zu den mitfühlenden Mitarbeiterinnen erzeugt einen spannenden Grundtenor. Gut gemacht fand ich auch die Interaktion zwischen der Hauptakteurin und der Nebenbuhlerin, das war so gut gezeigt, wie sie es einfach nicht kommen sah und plötzlich erkennen muss, dass sie entbehrlich ist. Mir hat die schwungvolle Story bombe gefallen. Mit dem offenen Ende kann ich leben. Ich mochte auch ihren Roman Eva gern, aber Gym hat mir noch besser gefallen.
3.500 Quadratmeter Mega Gym, ein Palast aus glänzenden Oberflächen, Cardiofloor, Kraftfloor, Wellnessbereich und Sauna. Sie wird die Theke bedienen. Smoothies, lustig klingende Proteinshakes, wie den Muscle-Hustle, zaubern, isotonische Getränke anbieten und Riegel darreichen. Milli lernt sie an, rote Leggins mit passendem Oberteil, wippender Pferdeschwanz. Sie mache gerade eine Ausbildung zur Fitnesskauffrau.
Das Stehen fällt ihr schwer. Sie ist eher an Bürostühle, Bussitzplätze und ihr Sofa gewöhnt. Ferhat bietet ihr sein Büro an, um abzupumpen. Die nächste Mittagspause verscheucht sie den Gedanken, die Flucht zu ergreifen, sie hat schließlich schon Schlimmeres gestemmt. Sie wird das Spiel spielen, so gut sie kann. In der nächsten Apotheke ersteht sie eine elektrische Milchpumpe. Die zwei Fläschchen mit dem Fertigmilchpulver, das sie mit Wasser vermischt hat, stellt sie für alle sichtbar in den Kühlschrank. In ihrer Handtasche befinden sich jetzt Windeln, Schnuller und Feuchttücher, die sie mit erhobener Hand in die Luft hält, während sie Handy oder Portemonnaie sucht. Die gefakten Anrufe bei ihrer Mutter, lassen alle glauben zu wissen, wo ihr Baby ist.
Fazit: Verena Kessler hat in dieser Geschichte die Themen Selbstoptimierung und weibliche Selbstermächtigung performt. Ihre Protagonistin hat ihren Spitzenjob an eine jüngere Nebenbuhlerin verloren. Ihr ganzes Leben gerät aus den Fugen. Sie braucht dringend einen Arbeitsnachweis und heuert im Fitnessstudio an. Eine wirkungsvolle Notlüge zwingt die imaginär Entbundene, sich mit dem Thema Mutterschaft auseinanderzusetzen. Ihr Ehrgeiz spornt sie zu Höchstleistungen an, der Erfolg beim Muskelaufbau wird zur Obsession und nur der Wahnsinn kann sie eingrenzen. Die Autorin hat sich wieder mit dem Thema Frau in der Gesellschaft auseinandergesetzt. Sie schreibt in lakonisch, unterhaltsamen Ton über die Fitnessqualen. Schmerz, proteinreiche Ernährung und schließlich auch die Nebenwirkungen von Anabolika, bis alles aus dem Ruder läuft. Die namenlose Ich-Erzählerin ist ziemlich abgebrüht und die Diskrepanz zu den mitfühlenden Mitarbeiterinnen erzeugt einen spannenden Grundtenor. Gut gemacht fand ich auch die Interaktion zwischen der Hauptakteurin und der Nebenbuhlerin, das war so gut gezeigt, wie sie es einfach nicht kommen sah und plötzlich erkennen muss, dass sie entbehrlich ist. Mir hat die schwungvolle Story bombe gefallen. Mit dem offenen Ende kann ich leben. Ich mochte auch ihren Roman Eva gern, aber Gym hat mir noch besser gefallen.