Widerlich
Was für ein widerliches Buch!
Die namenlose Protagonistin bewirbt sich um eine Stelle im Fitnessstudio Mega Gym. Um ihren untrainierten Körper zu rechtfertigen, behauptet sie, gerade entbunden zu haben. Ihr neuer Chef gibt sich als Feminist und stellt sie vermutlich auch deshalb ein. So entsteht ein Geflecht aus Lügen, das sie aufrechterhalten muss. Anfangs arbeitet sie sich gut ein und beginnt, an ihrem Körper zu arbeiten – bis schließlich alles aus dem Ruder gerät.
Verena Keßler schreibt zunächst locker und flüssig, stellenweise sogar witzig. Auch die Darstellung der Fitnessbranche ist treffend und pointiert. Über weite Strecken geht es um Selbstoptimierung, die Erschaffung eines „neuen Menschen“ und die Mechanismen unserer leistungsorientierten Gesellschaft – durchaus gut und unterhaltsam zu lesen.
Doch im letzten Drittel kippt das Buch: Es wird zunehmend abstoßend und eklig. Von Lesegenuss kann keine Rede mehr sein. Das Ende wirkt wie losgelöst vom Rest des Romans; der erste Teil hätte ebenso gut in einem anderen Setting spielen können, da der Schluss keinerlei Bezug mehr zur Fitnessbranche hat.
Ich weiß nicht, ob ich das Buch empfehlen kann? Ich denke, es wäre besser gewesen, die beiden wichtigen Themen in zwei getrennten Büchern zu behandeln. Welches das zweite Thema ist, verrate ich hier nicht, denn dann würde ich Spoilern.