Weltschmerzbehandlung

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herr_stiller Avatar

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Ich lese ja selten, seltenst sogar, Sachbücher. Eines der wenigen der letzten Jahre: "Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben?" von Till Raether. Die Geschichte seiner Depression, eindringlich und unverblümt geschrieben. Und ich sag es mal so: Das Thema hier ist eigentlich ein anderes (auch wenn einen die aktuelle Weltsituation durchaus in depressionsähnliche Zustände versetzen kann), aber: Es raethert direkt im ersten Kapitel.

Er zieht einen direkt mit in die späten 80er, Angst vor Atomkrieg und Anschlägen, eine Zeit, die ich, kleines Kind, das ich war, natürlich nicht mitbekommen und nur nachgelesen habe. Aber so richtig spielt das keine Rolle, denn die Stimmung, die er beschreibt, die hatte meine Generation 15, 16, 17 Jahre später mit 9/11, dem Golfkrieg und Demos gegen Bush.

Und jetzt wiederum: die Klimakatastrophen, Kriege, Terror. Es gibt vermutlich keinen Titel, der besser in diese Nach-Corona, so man das überhaupt schon nennen darf, passt, als der von Raethers neuem Buch: Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen? Mir, der Familie, der kleinen Tochter. Was kann man tun, im Großen, aber vor allem auch im Kleinen? Das sind Sachen, die ich mir zum einen von diesem Buch verspreche.

Aber auch, zu lesen, dass man mit der Situation, mit dem Gefühl von der ganzen Welt overwhelmed, aber nicht im guten Sinne, ist. Eine Weltschmerzbehandlung als Sachbuch, das wünsche ich mir von diesem Buch. Wenn's einer schafft, dann vermutlich Till Raether.