Klug und ehrlich

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merkurina Avatar

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Der Grundfokus des Buches ist die Ratlosigkeit des individuellen Umgangs mit den großen Herausforderungen unserer Zeit, insbesondere mit der Klimakrise, die sich rasend schnell zur Katastrophe zu entwickeln droht. Ich war schon ein bisschen skeptisch - auch wenn mir in der Leseprobe Raethers Schreibstil gut gefiel - ob dieses Thema zu packen ist, ohne ein Plattitüden zu verfallen.
Aber Raether schafft es tatsächlich, der Ratlosigkeit Worte zu verleihen, die weiter sprechen, aus der Mitte der Ratlosigkeit heraus zartes neues Gebiet erschließen, und die das individuelle Schicksal inmitten der Situation erfassen. Kurz hatte ich Sorge, das ist zu wenig, das ist "nur Philosophie", aber dann stellt sich Raether als der wahre Pragmatiker heraus, der gute Gründe findet, warum sich Handeln lohnt. Wenn etwas Sinn hat, dann sollte man es auch tun, auch wenn man nicht weiß, ob es erfolgreich sein wird...
Raethers Buch ist so ein Buch, das das Phänomen der Hoffnung umkreist in allerhand Formen. Die berührenden Beschreibungen der späten und letzten Tage seiner Mutter etwa stehen nicht auffällig im Kontext der Klimakrise - obwohl man vielleicht stets aufkommende Hoffnungslosigkeit im Kontext einer nicht ausreichend achtsamen, nicht ausreichend solidarischen Gemeinschaft verorten kann (?). Spannend finde ich in diesem Zusammenhang auf jeden Fall auch die Überlegungen zur Selbstfürsorge - und manches mehr. Klare Leseempfehlung!