Inhaltlich sehr realistisch und sprachlich toll geschrieben

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eternal-hope Avatar

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Die Leseprobe zu "Halbe Leben" begeistert mich von Anfang an sehr. Schon in der ersten Szene kommt Spannung auf: ist Klara wirklich abgestürzt oder wurde sie von Paulína gestoßen? Wie ist das klärende Gespräch der beiden auf dem Wanderweg verlaufen? Und warum braucht Paulína fast eine Stunde, um Hilfe anzurufen? Klara hat den Absturz selbst überlebt, ist erst im Rettungswagen gestorben... hätte sie vielleicht überlebt, wenn Paulína schneller Hilfe geholt hätte?

Dann geht es weiter mit der Vorstellung der Familie und der Pflegerin. Wir erfahren und spüren, dass Paulína nicht mehr so engagiert ist wie vor einem Jahr. Irgendetwas ist passiert, sie haben sich entfremdet. Paulína hat selbst zwei jugendliche Kinder in der Slowakei, die sie jeweils bei ihrer Schwiegermutter lässt, während sie in Österreich in Klaras Haushalt deren Mutter pflegt. Ist sie damit wirklich so im Reinen, wie sie tut?

Sehr realistisch finde ich auch die Schilderung der Suche nach einer geeigneten Pflegekraft für Klaras Mutter. Die Versuche mit verschiedenen Pflegekräften, die alle nicht so wirklich passend scheinen, das erinnert mich an die Situation meiner eigenen Familie bei der Pflege meines Opas. Ich habe den Eindruck, die Autorin kennt sich mit dem Thema sehr gut aus und/oder hat ausgezeichnet recherchiert, so etwas mag ich bei Büchern sehr. Auch den inneren Konflikt, den Klara zwischen ihrer beruflichen Aufgabe und ihrer Mutterrolle für Ada hat, und wie er sie fast zerreißt, finde ich sehr klar und realistisch dargestellt.

Sprachlich kann sich die Autorin toll ausdrücken und atmosphärisch zieht mich das Buch total hinein. Ein spannendes Buch, das ich unbedingt lesen und rezensieren will, und bei dem ich mich über einen Gewinn ganz besonders freuen würde!