Eine kurze Geschichte mit großer Tiefe

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kathaling Avatar

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Es ist erstaunlich, wie viel in ein so kurzes Buch passt. Die Erzählung ist emotional tiefgehend, doch der nüchterne Schreibstil verleiht ihr eine besondere Intensität – eine Kombination, die mir sehr gefallen hat. Die Einblicke in die Leben und Gefühlswelten der Protagonistinnen sind wunderbar gelungen, sodass sich die Geschichte noch eindringlicher und bewegender anfühlt, als ich es auf nur 188 Seiten für möglich gehalten hätte.

Themen wie Machtmissbrauch, finanzielle (Un-)Abhängigkeit, (toxische) Familiendynamiken über mehrere Generationen hinweg, Eltern- und Frauenrollen sind geschickt in die Handlung eingewoben. Die Geschichte bleibt dabei stets realistisch und nachvollziehbar. Trotz der deutlichen Thematisierung wirken die gesellschaftskritischen Aspekte weder aufgesetzt noch stereotyp.

Allerdings hatte ich stellenweise das Gefühl, dass sich die Geschichte trotz der Kürze des Buches in die Länge zog. Manche Passagen wirkten für mich etwas zäh, wodurch der Lesefluss stellenweise ins Stocken geriet.

Dennoch bleibt die Erzählung insgesamt eindrucksvoll. Die beiden Hauptfiguren bewegen sich allmählich in ein Leben, das sie selbst nicht wirklich wollen, und treffen Entscheidungen, die unausweichlich scheinen. Die Tragödie, die bereits zu Beginn des Romans bekannt ist, kommt unaufhaltsam beim Lesen auf einen zu.