(Un)bezahlte Carearbeit

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madame—rivkele Avatar

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Alle zwei Wochen. Alle zwei Wochen kehrt Paulìna im Sammeltaxi nach Hause in die Slowakei zurück, wo sie ihre beiden Söhne von der Schwiegermutter abholt und versucht, die verlorene Zeit wettzumachen. Alle zwei Wochen atmen Klara und Jakob auf, wenn Radek seine Koffer packt und Paulìna die ihren auspackt und ihre Schicht antritt. Paulìnas Aufgabe besteht darin, sich um Klaras Mutter Irena zu kümmern, die nach einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen ist. Doch bald schon übernimmt sie immer mehr Aufgaben, die eigentlich nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fallen. Paulìna, der "slowakische Engel".

"Halbe Leben" von Susanne Gregor ist ein kurzer Roman, in dem die Probleme der (un)bezahlten Care-Arbeit, auf die eine hyperkapitalistische Gesellschaft wie die unsere angewiesen ist, geschildert werden. Die Hierarchie und die Abhängigkeit in der sich Paulìna gegenüber Klara und Jakob befindet. Und das Netzwerk von Frauen, die einander (immerhin ist es die Schwiegermutter, die sich während Paulìnas Schichten um ihre Kinder kümmert und nicht der Vater).

Eingebettet ist diese Beobachtung in eine Rahmenerzählung, die den Roman in gewisser Weise zu einem Krimi werden lässt, wodurch eine konstante Spannung garantiert ist.

Ich habe das Buch gerne gelesen und würde es allen empfehlen, die sich gerne in die Gedankenwelt von Figuren hineinversetzen.