Ungleiche Lebensrealitäten

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smolsin Avatar

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In ihrem Roman »Halbe Leben« stellt Susanne Gregor zwei Frauen in den Mittelpunkt, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Klara ist eine Karrierefrau, ohne ihre Arbeit kann und will sie nicht. In dem Wiener Architekturbüro, welches sie im Grunde mit ihrem Chef zusammen aufgebaut hat fühlt sie sich gebraucht und wertgeschätzt.
Anders als Zuhause. Bei ihrem Mann Jakob, der Teenager Tochter Ada und ihrer Mutter Irene fühlt sie sich oft fehl am Platz.
Irene, die nach einem Schlaganfall langsam an Demenz erkrankt und daher auf ständige Unterstützung angewiesen ist, stellt für Klara jedoch eine zunehmende Belastung dar, welche mit ihrem Berufsleben nicht vereinbar ist.

Für Abhilfe sollen daher zwei ausländische Pflegekräfte sorgen. Die 38-jährige Paulína und Radek, ein strenger Mann mittleren Alters.
Besonders Paulína, die selbst Mutter von zwei Jungen ist, wird sich bald als unentbehrlich für die österreichische Familie herausstellen. Doch welche Opfer ist sie bereit zu bringen, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder zu verdienen?

Mit viel Feingefühl beschreibt Susanne Gregor vom ungleichen Machtverhältnis zwischen Paulína und dem Ehepaar, insbesondere Klara.
Paulínas Emotionen, allem voran ihre innere Zerrissenheit und die ganz subtil immer stärker werdende Wut sind eindringlich auf den Punkt gebracht und für die Leser*innen gut nachvollziehbar.

Die Autorin schafft es in diesem kurzweiligen Roman so viel zwischen den Zeilen zu verstecken, das man noch oft an das Gelesene zurückdenkt.