Unsere guten Seelen

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tausendschön Avatar

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Das Buch berührt ein ganz wichtiges Thema in unserem west-europäischen Leben. Es geht um die guten Seelen, die aus Osteuropa im Zwei-Wochen-Rhythmus bei uns angekarrt werden, um unsere Eltern zu pflegen. Paulina, Olga, Ludmilla und wie sie alle heißen, ziehen bei uns ein und kümmern sich um alte Mütter oder Väter, um die wir uns hier in unserer Busy-Gesellschaft nicht kümmern wollen/können. Sie kochen, waschen, putzen und kümmern sich und dafür legen wir auch gerne einen gelben Umschlag mit ein paar Scheinchen mehr) auf den Tisch, um unser Gewissen zu erleichtern, wenn die Frauen (seltener Männer) wieder eine längere Schicht arbeiten oder bei einem wichtigen beruflichen Event bei der Organisation helfen, wie hier bei den Protagonistinnen Klara und Paulina geschehen. Oder schenken ungefragt einen Gutschein zum Entspannen in der Therme, damit sie sich von ihren Jungs (wie heißen sie noch gleich?) entspannen kann. Angenehme Frauen, für deren Leben in ihrer Heimat man sich nur am Rande interessiert. Dass diese Frauen auch Mütter sind und vielleicht noch haben, um die sich in der Zeit auch jemand kümmern muss, damit sie Geld verdienen können, das wird oft vergessen und alles andere als Selbstverständlich erklärt. Der Roman erzählt mit leiser, aber kraftvoller Stimme und da das Ende ja schon am Anfang zu lesen ist, wird einem im Verlauf des Buches immer klarer, warum alles so enden musste. Keine Entschuldigung, aber irgendwie verständlich. Die geteilten Leben der Pflegepersonen werden einfach so hingenommen. Keine leichte Kost, aber sehr lesenswert und nachhallend.