Zwei Frauen – zwei Leben

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annamagareta Avatar

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„Halbe Leben“ ist ein eindringlicher Roman der in Wien lebenden Autorin Susanne Gregor.

Die Handlung beginnt mit dem tödlichen Sturz von Klara. Sie ist beim Wandern mit der slowakischen Pflegerin - Paulína - ihrer Mutter Irene fünfzig Meter in die Tiefe gestürzt. Irene hatte einen Schlaganfall und Klara war glücklich darüber Paulína gefunden zu haben, damit sie in ihr altes Leben zurückkehren kann und wieder mehr Zeit für sich, ihren Beruf und ihre Familie hat. Paulína hat in der Slowakei zwei Kinder, die von ihrer Schwiegermutter betreut werden. Sie arbeitet im Wechsel mit einem anderen Pfleger, aber es kommt immer wieder zu Überstunden.

Der Schreibstil von Susanne Gregor liest sich angenehm und fesselt. Sie gibt einen guten Einblick in das Leben der beiden Frauen. Obwohl Paulína Teil der Familie ist, von dieser durchaus geschätzt und geliebt wird, bleibt sie auch immer die Angestellte, von der Klara immer mehr fordert und mit immer mehr Wünschen an sie herantritt. Es fehlt das Verständnis, die Empathie, aber vielleicht will sie sich auch einfach nur auf ihre Karriere konzentrieren und das Beste aus ihrer Situation machen.
Paulína ist freundlich, sie braucht das Geld für ihre Familie, aber das, was ihr abverlangt wird, ist einfach zu viel und ihre Zerrissenheit wächst.

Die Autorin gibt mit ihrem Roman einen authentischen Einblick in das Leben zwei ganz unterschiedlicher Frauen, die stellvertretend für viele andere stehen. Beide wollen das Beste für ihre Familien und gehen dabei an und über ihre Grenzen bzw. überschreiten diese.

Das Buch ist spannend, stimmt aber auch nachdenklich und passt leider gut in unsere Zeit.