Rügen – gefährlich verlockend und verlockend gefährlich

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Lilo Gondorf hat nach dem Tod ihres Mannes Bielefeld den Rücken gekehrt und eine kleine Ferienanlage mit zwei Häusern auf Rügen aufgebaut. So führt sie ein eher beschauliches Dasein, bis eines Tages ein Gast im Beisein seiner blinden Ehefrau auf einer Wanderung entführt wird. Lilos Tochter Verena, Kriminalkommissarin in Stralsund, wird mit dem Fall betraut. So erhält Lilo die ersten Insider-Informationen und schon bald ist ihre Neugier geweckt. Die ehemalige Polizistin beginnt - mit der Unterstützung ihres Nachbarn Oskar - zu ermitteln. Und während die polizeilichen Ermittlungen nur schleppend vorankommen, reist Lilo schon bald zur Frau des Entführten nach Berlin.
„Halbe Miete“ ist ein konventioneller Kriminalroman. Kein klassischer Regionalkrimi, aber die Landschaft (Rügen) und das Lokalkolorit spielen eine nicht unbedeutende Rolle. Solide geschrieben, wartet er mit einigen kleinen Mängeln auf: Das Ende kommt recht plötzlich – und während man bis dahin als LeserIn auf demselben Ermittlungsstand wie Lilo Gondorf ist, ändert sich dies auf den letzten Seiten. Auch die Auflösung ist - nun ja, nicht direkt unglaubwürdig, aber doch ein bißchen arg konstruiert. Ebenso kommen einige Entwicklungen im Roman etwas zu sehr aus heiterem Himmel und wirken dadurch ziemlich gewollt. Dafür gibt es aber eine bunte Mixtur von unterschiedlichsten Personen, in deren Gesellschaft man gerne ein paar Stunden verbringt, und eine gute Portion Humor ist auch untergemischt. Alles in allem eine unterhaltsame, nicht zu aufregende Lektüre.
Und auch wenn Lilo Gondorf als Ermittlerin noch etwas verbesserungsbedürftig ist - Urlaub bei ihr machen möchte man sofort!