Tachschön

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wal.li Avatar

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Sie heißt Lilo Gondorf, ist Ende 50 und wäre Kommissarin in Bielefeld geblieben, wenn es sie nicht zu ihren Zwillingen gezogen hätte. Doch so ist Lilo nach dem frühen Unfalltod ihres Mannes mit ihrem jüngsten Kind, ihrer Tochter Verena nach Rügen gezogen und bewirtschaftet dort zwei Ferienhäuser. Bei der Polizei ist ihre inzwischen Ende 29jährige Tochter gelandet. Eine gute Wahl wie Lilo findet. Wenn sie ehrlich ist, vermisst sie ihre Arbeit schon etwas, auch wenn sie den Beruf nur kurz ausgeübt hat. Als nun während einer Wanderung eines Ehepaares der Ehemann verschwindet, nimmt Lilos feine Nase die Witterung auf. Leider ist die Frau des Verschwundenen seit ihrer Kindheit blind und kann keine eindeutige Zeugenaussage machen.

Zunächst einmal punktet dieser in einer vielleicht nicht jedem Leser bekannten Ecke Rügens angesiedelte Krimi mit den liebevollen und detailreichen Beschreibungen von Land und Leuten. Da kann man sich direkt den Küstenwind um die Nase wehen lassen. Mit Lilo Gondorf ist eine sympathische Protagonistin gelungen, die gerade die richtige Mischung aus Zurückhaltung und Neugier ihr eigen nennen kann. In diesem vermutlich ersten Band erfährt man das Wesentliche über ihre Lebensumstände, die trotz des tragischen frühen Todes ihres Mannes durchaus angenehm sind. Einzig die Verstiegenheit bezüglich einer gewissen Bass-Stimme scheint nicht ganz zu ihrer resoluten Art zu passen.


Interessante Themen aus der Wirtschaft der Nachwendezeit werden geschickt mit der Krimihandlung der Gegenwart verknüpft. Erstaunlich dabei allerdings, dass Lilo und ihr freundlicher Nachbar der Polizei so manches Mal enteilen. Nun, sicher kann es vorkommen, dass die genaue Ortskenntnis einen Vorteil bringt. Verblüffend ist es aber hin und wieder doch. Sanft mäandert dieser Krimi dahin und bietet seiner liebenswerten Lilo Gondorf einen schönen Rahmen, in dem sie von ihrem Leben erzählen kann. Erst kurz vor Schluss wird es plötzlich rasant und reißt den Leser aus seiner ruhigem Meditation über einen möglichen künftigen Ferienaufenthalt.

3,5 Sterne