Feinsinnige Beobachtungen.
„Halbinsel“ von Kristine Bilkau entführt in die raue, faszinierende Welt des nordfriesischen Wattenmeers. Im Mittelpunkt steht Annett, eine Frau in den späten Vierzigern, die nach dem frühen Tod ihres Mannes ihre Tochter Linn alleine großgezogen hat. Linn, eine junge Frau voller Tatendrang, gerät zwischen Leistungsdruck und Sinnsuche an den Rand der Erschöpfung. Während Annett verzweifelt versucht, Halt und Hoffnung zu spenden, wird ein intensiver Generationenkonflikt sichtbar – zwischen der mütterlichen Fürsorge und der Suche junger Menschen nach einem erfüllten Leben. Mit meisterhafter Beobachtungsgabe und einfühlsamen, detailreichen Beschreibungen lotet Kristine Bilkau drängende Fragen unserer Zeit aus: die Verantwortung der Älteren für den Zustand der Welt und den Wunsch der Jüngeren, ihrem Leben Sinn zu verleihen. Der Roman hat mich tief berührt und begeistert – Kristine Bilkau zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, deren präzise und gewissenhafte Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen auch in schwierigen Zeiten Trost und Orientierung bietet.