Gestrandet auf der Halbinsel?
Der als der neue große Roman von Kristine Bilkau angekündigte Roman ist eher ein schmales Unterfangen von gut 220 Seiten. Es passiert nicht wirklich viel. Annett hat sich eingerichtet in dem Haus am nordfriesischen Wattenmeer. Der Job in der Bibliothek macht Spaß, Spaziergänge mit dem Hund bringen sie raus und unter Leute. Die Vergangenheit scheint bewältigt. Johan, der Ehemann, ist beim Joggen im Alter von 32 Jahren zusammengebrochen, und Annett musste dann im eigentlich sanierunsbedürftigen Haus der Großtante in einem überschaubaren Dorf und mit ewigen Geldsorgen das Kind aufzuziehen und für den Lebensunterhalt sorgen. Linn, die Tochter, hat es trotz aller Widrigkeiten gut gepackt und ist in die Welt hinaus gezogen, um sich im Klimaschutz zu engagieren. Annett ist zufrieden und wähnt alles in bester Ordnung, bis sie den Anruf erhält, dass Linn zusammengebrochen ist und sie sich kümmern muss. Aus der gedachten kurzen Auszeit werden Monate. Annett macht sich zunehmend mehr Sorgen, weil sie das will, was sie immer für Linn wollte, DAS BESTE!. Und Linn ist exakt davon genervt und fühlt sich gegängelt. Diesen Mutter-Tochter-Zwiespalt und alte Verletzungen seziert der Roman in einer sehr leicht zu lesenden und poetisch klaren Sprache mit vielen schönen Bildern. Wer sich dafür interessiert, wird Gefallen an dem Roman finden, aber nicht jeder interessiert sich für das Thema, das leider das einzige im Buch ist.