Mutter, Tochter ... Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
marcialoup Avatar

Von

Die Protagonistin Annett läßt ihre Leser/innen durch tiefe Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt sehr nah an sich heran.
Annett, Bibliothekarin und fürsorgliche Mutter ihrer erwachsenen Tochter Linn, die neuerdings wieder bei ihr lebt, nachdem sie bei einem Vortrag auf einer Konferenz ohnmächtig geworden ist und dabei auch noch ein teures Kunstwerk beschädigt hat. Man wird in Annetts besorgte Gedanken integriert, die mich berühren und die immer sehr nachvollziehbar sind.
Die Erinnerungen an ihr Leben mit der kleinen Tochter Linn lassen Annett durch unerfüllte Lebensträume stapfen, denn sie stellte ihre eigenen Bedürfnisse lange der Tochter gegenüber und wegen ihr zurück, während Linn in ihrem alten Zuhause in Erinnerungen an ihre Schul- und Studienzeit versinkt, Umwelt- und Klimaschutz ist generationsübergreifendes Thema, während sie motivationslos wird, wobei auch der Corona-Lockdown Spuren hinterlassen hat und ihr bisheriges Leben in Frage stellt.
Tochter wie Mutter müssen sich mit ihren jeweiligen Leben einzeln, miteinander und gegenseitig auseinandersetzen und neuen Mut schöpfen. Erschwert wurde der frühere Werdegang durch den tragischen Tod von Annetts Mann und Linns Vater Johan, dessen Gedanken im Stillen Annett hin und wieder begleiten.

Der Roman besticht mit einer emotionalen Stille, ungeklärten Verletzungen, stummen Emotionen und einer sehr sympathischen Protagonistin.
Das Cover in zart gehauchter Farbe drückt verhaltene Stille aus, der die Protagonistin den Rücken zukehrt.
In Kristine Bilkau habe ich eine neue Lieblingsautorin gefunden!