Nähe und Abstand

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In „Halbinsel“ erzählt Kristine Bilkau von der komplexen Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Linn, Mitte 20, und ihrer alleinerziehenden Mutter Annett, Ende 40. Linns Vater ist bereits gestorben, als sie noch ein Kindergartenkind war, und seither trägt Annett allein die Verantwortung für das Leben der beiden. Der Verlust ihres Mannes hat Annett geprägt – sie vermisst ihn noch immer sehr.
Nach einem Schwächeanfall zieht Linn zu Annett an die Nordsee, um sich eine berufliche Auszeit zu nehmen und ihr Leben neu zu ordnen. Aus einer Woche werden Monate. Das Haus am Wattenmeer wird zu einem Rückzugsort für Linn.
In dieser Phase der Unsicherheit fragt sich die junge Frau, was ein erfülltes Leben wirklich ausmacht.

Annett wiederum will das „Beste“ für ihre Tochter – doch was bedeutet das? Für sie sind es die traditionellen Werte: Abitur, Studium, Karriere. Doch könnte das „Beste“ nicht auch in einem einfachen, bodenständigen Job liegen? Annett ringt mit ihrem Drang, Linn zu schützen, und der Erkenntnis, dass sie ihre Tochter nicht kontrollieren kann.

Wie bereits im Buch „Nebenan“, das 2022 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreises stand, hat mich Kristine Bilkau auch hier wieder mit ihrer leisen, aber eindrucksvollen Erzählweise beeindruckt.
„Halbinsel“ ist eine bewegende und nachdenkliche Geschichte.
Das Cover in zarten Farben rundet die Lektüre wunderbar und sehr perfekt ab.

Absolut empfehlenswert - unbedingt lesen!