Schlechte Qualität

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rafiki Avatar

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Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass ich es nur bis zur Seite 77 geschafft habe zu lesen. Mir hat das Buch leider gar nicht gefallen.

Inhaltlich geht es um Lillian, die bei einem Boulevardmagazin arbeitet und eine Fußballmannschaft bei Championsleague-Spielen begleitet. Dabei verlieben sich sie und der Profifußballspieler Jamie in einander. Die einzelnen Kapitel sind dabei jeweils aus den Perspektiven von Lillian und Jamie geschrieben.

Zunächst einmal passt das Cover des Buchs nicht recht zum Inhalt. Dort geht es unter anderem nicht nur um ein sich küssendes Paar sondern um eine Journalistin und einen Fußballprofispieler. Auf dem Cover war davon nichts zu erahnen. Das schließt auch daran an, dass die Geschichte inhaltlich sehr schlecht ausgebaut ist. Im Fokus stehen eine Frau und ein Mann, die sich erst streiten und dann in einander verlieben. Die Geschichte um diese beiden Figuren herum ist im Grunde unrelevant für ihre Zuneigung und Liebe und daher sogar austauschbar. Denn andere Aspekte, die ihr Leben betreffen sind nur oberflächlich beschrieben und spielen keine weitere Rolle für die Handlung. Da es sich bei dem einen Hauptcharakter um einen Profifußballspieler handelt, könnte man meinen, dass auch das Fußballspielen, die Leidenschaft für diese Sportart, das Gefühl ein Teil einer Mannschaft zu sein, der Körper als Kapital, etc. eine Rolle spielen und thematisiert werden. Dadurch hätte die Geschichte mehr Tiefe bekommen. An manchen Textstellen hatte ich zunächst das Gefühl, dass die Autorin versucht nicht nur eine Liebeshandlung, sondern eine wirkliche Geschichte zu schreiben. Dort schriebt sie beispielsweise davon, dass Lillian's Eltern getrennt leben und es erst schwer für sie war zu verstehen, dass ihre Eltern nicht mehr zusammen leben wollen. Direkt daran schließt jedoch an, dass die Eltern einen sehr freundschaftlichen Umgang miteinander pflegen und es keinerlei Diskrepanzen mehr gebe. Zudem sei Lillians Bruder gerade mit einem VW Bus in Neuseeland auf reisen und überhaupt wird ihre Kindheit idealisiert. Der Versuch der Autorin der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen, ist für den Leser folglich nur in Ansätzen zu erahnen.

Des Weiteren sind auch die Charaktere an sich sehr schwach ausgebaut. Bei einem Liebesroman ist auf den ersten Blick klar, dass es mindestens zwei Hauptfiguren gibt, die im Zentrum der Geschichte stehen. Dies ist auch hier der Fall. Auffallend ist jedoch, dass alle Nebenfiguren nur sehr schemenhaft beschrieben sind und kaum zur Geltung kommen. Diese Figuren wirken wie Schatten, die so vor sich hin durch die Geschichte dümpeln ohne wirklich zu existieren oder Konturen aufzuweisen. Aber auch an den beiden Hauptfiguren Lillian und Jamie ist Kritik zu üben. Zwar werden diese beiden ausführlicher beschrieben, jedoch bleiben sie dennoch zwei austauschbare Hüllen ohne Persönlichkeit und Charakter, deren einziges Ziel darin besteht sich zu verlieben. Lillian wird zum Beispiel als schön und attraktiv beschrieben, ohne, dass sie es jedoch selbst wirklich so wahrnimmt, eine naive Vorstellung; sie ist eine Blondine und arbeitet bei dem Magazin „VIP and Style“. Auch die Dialoge, besonders zwischen den beiden Hauptfiguren sind sehr flach und unreif. Hierfür ein Beispiel: „Wenn Sie es genau wissen wollen, finde ich Sie so sympathisch wie einen kampfbereiten Pitbull.“ (S. 37) Ich halte es für sehr unreif, dass ein Profifußballer eine derartige Formulierung gegenüber einer Journalistin verwendet, mit der er bisher kaum etwas zu tun hatte und die er gerade zum dritten mal kurz trifft.

Der erste Satz des ersten Kapitels lautet: „Für mich gibt es nur zwei Sorten von Männern.“ (S. 7). Dies ist ein schlechter Beginn für eine Geschichte, da er nichts erzählt. Stattdessen trieft er nur so vor Vorurteilen, Klischees, Unreife und wirkt unauthentisch. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte bleibt das Niveau auf diesem Level. Neben der Liebesgeschichte von Lillian und Jamie ist das Gegenüberstehen von Frauen und Männern ein Thema. Fortwährend werden die beiden Geschlechter von der Autorin gegenübergestellt und in einseitige, teilweise sexistische Formen gepresst und agieren somit ausschließlich in ihrem Rollenformat. Damit erschafft die Autorin nicht nur schlecht ausgebaute Charaktere, sondern welche, die sich hauptsächlich über ihr soziales Geschlecht definieren und kaum wirklich eine wahre Person darstellen. So werden Frauen hier mit den Attributen wie schwach, nicht durchsetzungsfähig und fachlich inkompetent dargestellt. Auch die Protagonisten werden mit stark geschlechtsbezogenen Adjektiven beschrieben: Für Lillian – zerbrechlich, zierlich, schlank, weiche Stimme, schön, volle Lippen, süß, wunderschön, engelsgleich. Für Jamie: heiß, groß, sexy, lässig, volle Lippen, geheimnisvoll, berauschend, sanft. Im Grunde ist dies kein Fauxpas. Jedoch sollten die Charaktere dann tiefgründiger ausgelegt sein und diese Themen in der Geschichte aktiv behandelt werden, sodass die Figuren nicht allein auf diese Themen reduziert werden.

Ein kleiner formaler Fehler, der mich beim Lesen gestört hat, war, dass der Roman nicht im Blocksatz abgedruckt worden ist.

Fazit:
- unrealistisch
- unauthentisch
- naive Vorstellungen
- voll von Klischees, Sexismus, Vorurteilen, Oberflächlichkeit
- flache Dialoge
- keine ausgeschmückte Geschichte, eher eine „Liebeshandlung“ mit zwei Figuren
- inhaltlich und vom Schreibstil schlechte Qualität
- nicht spannend
- vorhersehbare Handlungen/ Ende
- deshalb insgesamt 1 von 5 Sternen