Horror auf Midsand

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ute54 Avatar

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Das Cover evoziert perfekt das raue Leben an der nordfriesischen Nordseeküste. Die Atmosphäre wird durch den düsteren, rosa-schattierten, Himmel hervorgehoben. Ruhe kehrt in unser hektisches Leben durch die Abbildung eines idyllischen Reetdachhauses auf Salzwiesen ein, mit dem Meer und Vögeln im Hintergrund. Perfekt für stressfreien Erholungsurlaub in der Nebensaison. Das hat mich motiviert, das Werk lesen zu wollen.
Die Aufmachung wird liebevoll ergänzt durch die Innenklappe im Cover, wo man das Rezept für die „Tote Tante“ findet.
Auf Midsand kennt jeder jeden, die Bewohner halten zusammen und unterstützen sich besonders in der kalten Jahreszeit.
Auch wenn ich die beiden ersten Krimis um die Kommissarin Minke van Hoorn nicht gelesen habe,
war ich sofort in der Geschichte drin. Nach dem Kirchenkaffee kommt es zu einem mysteriösen Todesfall.
Man hat die gut beschriebenen Protagonisten und die anderen Inselbewohner leicht ins Herz geschlossen. Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt, was auch der wunderbaren Erzählart geschuldet ist.
Es ist toll, dass man Etliches über die Insel, die Bräuche und Gewohnheiten der Bewohner erfährt. Allen voran das jährliche Biikebrennen. Die gute Lesbarkeit wird durch kurze Abschnitte unterstützt. Man kann nur so durch das Buch fliegen.
Der Spannungsbogen wird durch viele Überraschungen, Geheimnisse, diverse Verdächtige und mehrere Tote aufrechterhalten. Erst allmählich sieht man Zusammenhänge. Die überraschende Auflösung hält eine komplett unvermutete Wendung parat.
Jedem Kapitel stellt Greta Henning einen Tagebucheintrag voran, und es ist unklar, was das mit den aktuellen Geschehnissen auf Midsand zu tun hat. Ebenso gehört der Wal, der die Halligen umkreist, zu dem atmosphärischen Beiwerk. Minke van Hoorn ist eine toughe Frau, unterstützt von ihrer Kollegin, die “schwäbelt“, was den Schmunzel-Faktor hochhält.
Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Bewohner Nordfrieslands auch mal Sprachelemente des dortigen Platts verwenden, denn das hätte die Geschichte noch authentischer gemacht. In Frankreich - und Italienkrimis fließen doch auch, wie ganz selbstverständlich, muttersprachliche Wörter ein.
Da mir die Halliglandschaft sehr wohl vertraut ist, weiß ich, dass man Midsand nicht als Hallig bezeichnen kann, denn auf den sehr kleinen Halligen gibt es keine Reedereien und Kirchengemeinden, z. B..
Aber nichtsdestotrotz hat mich dieser Nordseekrimi begeistert und ich habe Lust, die ersten beiden Bände nachträglich zu lesen.