Ruhig und unaufgeregt werden die Halligbewohner entzaubert

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Buchmeinung zu Greta Henning – Halligmord

„Halligmord“ ist ein Kriminalroman von Greta Henning, der 2020 bei Ullstein erschienen ist.

Zum Autor:
Greta Henning ist ein Pseudonym. Die Autorin mag die Nordsee im Urlaub bei jedem Wetter, Wattwanderungen und Krabbenbrötchen - gute Voraussetzungen, um einen Nordseekrimi zu schreiben. Die besondere Welt der friesischen Halligen mit ihren Geschichten und Traditionen hat es ihr genauso angetan wie der Klassiker "Der Schimmelreiter" und die Lebensart in Deutschlands hohem Norden.
"Halligmord" ist der erste Kriminalroman der Autorin.

Klappentext:
Eine Sturmflut an der Nordsee - und am nächsten Morgen ein grausiger Fund: Auf der kleinen Hallig Nekpen hat die See menschliche Knochen freigespült, die schon seit Jahrzehnten im friesischen Marschboden gelegen haben müssen. Wer war der Tote?
Die junge Kommissarin Minke van Hoorn, in ihrer Freizeit engagierte Watt-Rangerin und Robbenretterin, beginnt zu ermitteln. Die beiden alteingesessenen Familien, die auf Nekpen leben, wollen von allem nichts gewusst haben. Da verschwindet der Sohn des alten Deichgrafen auf Nekpen, ein geheimnisvoller Brief taucht auf und Minkes Mutter, scheint etwas zu verbergen. Der alte Fall scheint plötzlich seine Finger bis in die Gegenwart auszustrecken. Minke muss sich beeilen, denn der nächste Herbststurm kündigt sich an...

Meine Meinung:
Minke van Hoorn, die Hauptfigur, ist eine junge Polizistin, die in die großen Fußstapfen ihres Vaters treten will. Unterstützt wird sie eher selten durch den Beinaherentner Klaus, der sich vorwiegend um die Vorbereitung seines Ausstands kümmert. Meist werden die Ereignisse aus der Sicht Minkes wiedergegeben, aber nicht nur. Eine zweite Erzählebene schildert Ausschnitte aus der Nacht, in der der nun aufgefundene Tote spurlos verschwand. Begleitet werden die fünf Ermittlungstage von einer aufkommenden Sturmflut. Wirkt das Leben auf einer Hallig zunächst eher romantisch und beschaulich, so werden zunehmend die Schattenscheiten des Lebens auf einer Hallig deutlich. Man kennt sich, aber man mag sich nicht immer. Es beginnt ruhig und unaufgeregt, aber die Spannung steigt stetig. Durch die Rückblicke und die Ermittlungserkenntnisse werden immer wieder andere Personen als Verdächtige präsentiert. Die Figuren werden meist nur grob skizziert und von fast jeder wird ein dunkles Geheimnis enthüllt. Nebenbei erfährt der Leser viel über die Besonderheiten eines Lebens auf einer Hallig im nordfriesischen Wattenmeer. Minke ist die Lütte, die sich den Respekt der Menschen noch verdienen muss. Sie akzeptiert dies und wirkt zunehmend sympathisch. Auf Actionszenen verzichtet die Autorin fast vollständig und am Ende gibt es eine Aufklärungsrunde ganz im Stil großer Vorbilder wie z. B. Nero Wolfe. Der Schreibstil ist ruhig und vermittelt viel Atmosphäre.

Fazit:
Der erste Fall für Minke van Hoorn hat mich mit seiner ruhigen Art und der atmosphärischen Schilderung überzeugt. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche für die Freunde ruhiger Kriminalromane eine Leseempfehlung aus.