Zwei Welten prallen aufeinander

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misspider Avatar

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V2 ist der erste Titel der Reihe Hamburg Rain 2084, die in einer düsteren Zukunftswelt spielt. Als ich das erste Mal davon hörte, wurde ich an Klassiker wie Blade Runner (der immer währende Regen) oder Mad Max (die Gladiatorenspiele) erinnert. Wie dem auch sei, ich war gespannt zu erfahren wie die Zukunft Hamburgs aussehen würde, und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Eine Klassengesellschaft, in der sich Arm und Reich alleine schon an der Wohnebene widerspiegeln: die Reichen ganz oben, dem Himmel nahe, die Armen ganz unten in Dunkelheit und Elend. Was aber passiert, wenn diese unterschiedlichen Welten aufeinander prallen? V2 erzählt die Geschichte von Ruiz und Helena - er ein Gladiator mit eingepflanztem Chip, der seinen Körper für ferngesteuerte Kämpfe hergibt, sie eine naive Frau, die ihre Lebensjahre verkauft, um ihrer großen Liebe Ruiz zu helfen und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Natürlich muss das schief gehen, und schon bald sehen die beiden ein, dass der Preis, den sie für das Leben in den oberen Ebenen zahlen müssen, zu hoch ist. Leider zu spät...

Das Buch wird in der dritten Person wechselweise aus der Perspektive von Ruiz und Helena erzählt, was sich auch im unterschiedlichen Schreibstil der Kapitel zeigt. Ruiz macht einen eher ungehobelten und gefühlskalten Eindruck, und diese Kapitel lesen sich irgendwie kantig und ungeschliffen. Helena dagegen ist die warmherzige aber auch naive Seele, deren Gefühle in weicheren Beschreibungen Ausdruck finden. Einerseits fand ich diesen angepassten Schreibstil gut, andererseits hat mich die Ausdrucksweise der Kapitel über Ruiz überhaupt nicht angesprochen, so dass ich diese weniger gerne gelesen habe und froh war, wenn ein Wechsel bevorstand.

Die Charaktere waren gut aufgebaut, schienen mir aber zu schematisch: Ruiz, der von seiner Körperkraft bestimmt wird und impulsiv handelt ohne nachzudenken. Helena, die mir ein bisschen zu vertrauensselig und naiv war. Und natürlich all die Reichen, die nur an ihren eigenen Vorteil denken. Das war mir ein bisschen zu sehr schwarz-weiß gezeichnet, es fehlten die Grautöne.

Insgesamt ein stimmiger Start in die Reihe, der neugierig auf die folgenden Geschichten macht, aber sicher nicht mein Favorit darunter sein wird.