Dekadent und ohne Inhalt

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jollybooktime Avatar

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"Ich gehe nicht gerne nach Hause, weil es der einzige Ort ist, an dem ich mir meiner selbst unsicher bin."

Mit diesem Satz hätte Marlowe Granados ihren Roman "Happy Hour" beginnen sollen, dann wäre einiges klarer gewesen. Aber von Anfang an: Ohne viele Umschweife landen wir direkt in der Handlung.

New York, here we are! Isa und Gala - zwei Mädchen, Anfang zwanzig, die so tun, als hätten sie die Welt gesehen. Ihr Plan für die nächsten Monate: nichts tun. Doch das entpuppt sich als ziemlich anstrengend und kostspielig. Denn, anstatt sich von dieser pulsierenden Stadt treiben zu lassen, hetzen sie von In-Location zu Hyped-Place. Ihre Grundbedürfnisse finanzieren sie mittels eines Flohmarktstandes und kleinen Gelegenheitsjobs. Alles was darüber hinausgeht, lassen sie sich spendieren. Mit der richtigen Dosis toxischer Weiblichkeit finden sich genug Männer, die ihr Portemonnaie für exklusive Drinks und Taxifahrten öffnen. Die Gesellschaft, in der sie sich bewegen, erinnert an Truman Capotes "Frühstück bei Tiffany". Alle ziemlich hedonistisch und so oberflächlich wie die Mädchen selbst, sind auch ihre ständig wechselnden Bekanntschaften. So richtige Freundinnen sind das in meinen Augen nicht. Immer ein bisschen stutenbissig, manchmal Konkurrentinnen. Teilweise erinnerten sie mich an die Hochstaplerin Anna Delvey: genauso unsympathisch, aber cleverer.

Inhaltlich hat dieses Buch leider nichts zu bieten. Immer wieder geht es um Herkunft, Hautfarbe und Akzent, schrammt aber stets nur an der Oberfläche. Wir erfahren kaum etwas aus der Vergangenheit der beiden Mädchen - wo kommen sie her, wer sind die Eltern, wie sind sie geworden, wer sie sind? Bis zum Schluss habe ich keinen der Charaktere richtig kennengelernt. Und neben einem Spannungsbogen war auch das New York Feeling praktisch nicht vorhanden. Handlung, Charaktere, Setting: alles irrelevant und austauschbar. Schade!