Kurzweilige Unterhalt

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_talia_ Avatar

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Rezension ohne Spoiler:
Ich denke die Autorin hat in ihrem eigenen Werk das Buch "Happy Hour" am besten beschrieben: "Es ist dekadent und hat keine Handlung; es wird dir gefallen."

Das Buch ist ein bisschen wie das Leben selbst: Man weiß nie, was als nächstes passiert, und einen Spannungsbogen gibt es nicht. So plötzlich wie man in das Geschehen geworfen wird, desto plötzlich endet das Buch und man ist nicht mehr heimlicher Beobachter von Isas und Galas Leben.
Womit wir bei den Protagonistinnen des Buches wären: Isa ist die Ich-Erzählerin, die uns in ihre Welt aus Glamour, Party, Gratis-Drinks und Planlosigkeit einlädt. Sie und ihre beste Freundin Gala sind Anfang 20, neu in New York, immer knapp bei Kasse und trotzdem auf jeder Party anzutreffen. Dass dieses Konzept in einer der teuersten Städte nicht ganz aufgeht, ist absehbar, sodass jede Wendung des Buches hauptsächlich dadurch motiviert ist, dass Isa und Gala Geld oder einen Schlafplatz wollen.
Was mir besonders gefallen hat, war der für mich neue und daher aufregende Schreibstil. In einem Bewusstseinsstrom nimmt man immer an Isas Gedanken teil. Zudem ist das Buch auch wie ein Tagebuch aufgebaut. Die Charaktere sind allesamt interessant und ab und zu haben sie mich tatsächlich an Leute erinnert, die ich kenne. Es ist auch witzig geschrieben. Insbesondere haben die Charaktere, insbesondere Isa, überraschend viel Tiefgang, wenn man den oberflächlichen Lebensstil der beiden Frauen bedenkt.

Was mich am meisten an dem Buch gestört hat (und auch maßgeblich zu der 3-Sterne-Bewertung geführt hat) ist, dass es meiner Meinung nach sehr viel "Möchtegern-Feminismus" enthält. Meistens besteht dieser nämlich darin, Männer zu pauschalisieren und sie allgemein als ein Problem und als die Geisel der Frau darzustellen. Damit kann ich leider überhaupt nichts anfangen, zumal Gala und Isa mehrfach auf die Freundschaft zu Männern zurückgreifen und manche auch schlicht und ergreifend ausnutzen. Andere gesellschaftliche Kritik, wie Isas Erfahrungen als "exotische" Person mit gemischten Migrationshintergrund und nicht weißer Hautfarbe, wurde deutlich nuancierter rüber gebracht.

Insgesamt kann ich das Buch aber guten Herzens empfehlen, wenn man auf der Suche nach einer kurzweiligen Geschichte ist, die unterhält, den Leser aber nicht beschwert. Ich würde es als contemporary/slice of life einordnen. Es enthält keine Liebesgeschichte, stellt dafür aber sehr realistisch eine jahrelange Freundschaft dar.