Und sofort ist man mittendrin!

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Ich muss gestehen, dass ich noch keinen einzigen Roman von Benedict Wells gelesen habe. Warum, weiß ich nicht genau. Zuweilen finde ich die Cover nicht sonderlich ansprechend, das geht mir auch in diesem Fall so. Aber ich war neugierig, weil ich um den Erfolg des Autors weiß.
Und sofort hat mich diese Erzählung gepackt, sofort war ich mit dem Erzähler vertraut. Wells legt hier eine Erzählweise an den Tag, dass man gar nicht anders als miterleben kann. Dazu kommt auch die Thematik. Das hier schon präsentierte Zitat zeigt beides:
»und ich fühlte mich so, wie ich mich schon mein ganzes Leben fühlen wollte: übermütig und wach und mittendrin und unsterblich«
Denn sofort fühlen wir uns an unsere Jugend zurückerinnert. Sofort wissen wir wieder, wie es war, nicht nur mit der Familie zu ringen, sondern auch oder vor allem mit sich selbst.
Dazu kommt, dass die Figuren vom Autoren toll gezeichnet sind und sich aus ihren eigenen kleinen Problemen direkt Konfliktpotenzial ergibt:
- Da ist seine Schwester, die auf mich wie das perfekte Kind wirkt (vielleicht auch nur zunächst und vielleicht auch nur auf den ersten Blick).
- Da ist die kranke Mutter, die sich zuweilen in ihre Welt flüchtet, ohne an der Welt der anderen teilzunehmen.
- Da ist der Vater, das Familienoberhaupt, zu dem der Ich-Erzähler keine Verbindung herstellen kann oder gar will. Der arbeitslos ist und mit den Problemen seiner Familie kämpft.
- Da ist der Ich-Erzähler Sam, der zu seiner Tante nach Kansas geschickt werden soll. Der sich allein fühlt. Der ein Außenseiter ist. Der von seiner Familie nicht wahrgenommen wird. Und dem es doch endlich gelingt, Anschluss zu finden, der ihm einen tollen Sommer bescheren soll.
Mir scheint, als liege hier ein toller Entwicklungsroman vor, der uns die schönen, aber auch weniger schönen Seiten des Lebens zeigen wird und der uns Einblicke gibt in eine Leben, in dem die Schwierigkeiten uns zu dem machen, was wir heute sind.