Ein Buch fürs Leben

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r.e.r. Avatar

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Einen endlos scheinenden Sommer, Freunde, das Gefühl von Freiheit, schmerzhaften Verlust und die erste große Liebe. All dies vereint Benedict Wells in seinem Coming-of-Age Roman „Hard Land“. Ein sprachlich so wundervolles Werk, dass ich mit dem Markieren gar nicht mehr fertig wurde. Wells hat die Gabe, Worte völlig neu zu verbinden um etwas auszudrücken, von dem man vorher nicht gewusst hat, dass man es überhaupt formulieren kann. Bilder die, einmal gelesen, für immer bleiben.

Missouri 1985: Der 15jährige Sam ist ein Außenseiter. Dünn, klein, unsicher und schüchtern. Der Vater arbeits- und teilnahmslos, die Mutter freundlich und liebevoll aber durch ihre erneute Krebserkrankung müde und kraftlos. Um Geld zu verdienen aber mehr noch um dem trostlosen Zuhause zu entfliehen, beginnt Sam in einem alten Programmkino zu arbeiten. Die Jungs die dort bereits arbeiten, werden seine Freunde während sich mit Kirstie, der Tochter des Kinobesitzers, eine besondere Beziehung entwickelt.

Es ist berührend zu lesen, wie aus dem unscheinbaren Jungen ein selbstsicherer junger Mann wird. Seine Wandlung geht einher mit dem Umgang der Freunde, hat aber auch mit den Filmen zu tun, die er sieht. Die Rolle von Marty McFly alias Michael J. Fox lässt Sam mehr aus sich herausgehen, ihn mutiger und cooler werden. Schließlich ist der Held von „Zurück in die Zukunft“ ebenso klein, rothaarig und sommersprossig wie er selbst. Eine Stelle im Buch, die mir besonders gefallen hat.

Es ist gibt in diesem Roman aber noch viele andere Stellen, die mich nachhaltig beeindruckten. Wie die „Wellen“ oder den „Sprung von der Klippe“. Dabei hat mich erstaunt wie Wells, selber erst Mitte der 1980er Jahre geboren, das Gefühl dieser Zeit wiederaufleben lässt. Musik, Mode, Medien, Verhalten, Vokabular. Wells knüpft daraus einen authentischen Teppich, der in mein Zimmer von 1985 gepasst hätte, während ich (wie Sam) darin saß um eine Kassette aufzunehmen.

„Mit manchen Leuten ist man klein und langweilig, und mit anderen spannend und aufregend. Der eine blüht in einer Disco auf und die nächste bei einem Essen mit Freunden. Es kommt darauf an, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben und an Orte zu gehen, an denen man sich wohl fühlt.“ Diesen Satz würde ich gern ergänzen: Es kommt auch darauf an, die richtigen Bücher zu lesen. Mit manchen Büchern wird man sich ein Leben lang wohlfühlen. „Hard Land“ ist so ein Buch.