eine Geschichte, die ans Herz geht

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petral. Avatar

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Mit "Hard Land" hat Benedict Wells einen wunderbaren Coming of Age Roman geschaffen, der mich sicher noch lange beschäftigen wird. Hauptfigur ist der unsichere und schüchterne 15-jährige Sam. Er lebt mit seinen Eltern in Grady, einem winzigen Ort in Missouri, in dem eine deprimierende Aufbruchsstimmung herrscht. Immer mehr Firmen dort schließen, die jungen Leute können es kaum erwarten, den Ort nach der High School zu verlassen . So wie auch Sams ältere Schwester es gemacht hat, die inzwischen weit entfernt lebt und sich kaum noch Zuhause blicken lässt.

Sam, dessen einziger Freund vor kurzem ebenfalls weggezogen ist und sich seitdem so gut wie gar nicht mehr bei ihm meldet, fühlt sich einsam und verlassen. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, muss er sich auch noch um seine geliebte Mutter sorgen, denn die hat Krebs. Ihr geht es zwar im Moment ganz gut, aber die Angst vor einem Rückfall ist ständig in Sams Kopf. Von seinem Vater fühlt er sich ungeliebt, was ihn noch zusätzlich belastet.

In dieser Ausgangssituation nimmt er einen Ferienjob in dem einzigen Kino des Ortes an, das selbst kurz vor dem Aus steht. Dort arbeiten außer ihm noch die zwei Jahre älteren Hightower, Cameron und Kirstie. Sam freundet sich, nach einem zuerst etwas holprigen Start, tatsächlich mit den drei Jugendlichen an und zum ersten Mal in seinem Leben fühlt er sich richtig frei, verstanden und akzeptiert. Die drei unternehmen die verrücktesten Dinge zusammen und Sam blüht in der Gesellschaft seiner neuen Freunde richtig auf, wird mutiger und kann mit ihnen sogar kurzzeitig seine belastenden familiären Probleme vergessen. Doch die sind natürlich nicht verschwunden und so fühlt er sich oft zerrissen zwischen Glück und Trauer. Als der außergewöhnliche Sommer mit seinen neuen Freunden zu Ende geht, ist nichts mehr so, wie es vorher war, doch Sam ist ebenfalls nicht mehr der, der er vor diesem Sommer war.

"Hard Land" hat mich tief beeindruckt und gehört definitiv zu meinen absoluten Lesehighlights. Ich kannte bisher noch kein Buch von Benedict Wells, aber das werde ich jetzt auf jeden Fall schnell nachholen. Viele Sätze waren so schön, dass ich sie einfach mehrmals lesen musste. Der Schreibstil erinnert mich ein kleines bisschen an John Irving, dessen Bücher ich liebe und der es, genau wie Benedict Wells, schafft, selbst die tragischsten Ereignisse, noch mit einer Spur Humor zu beschreiben. Eine sehr berührende Geschichte über die Zeit vom Jugendlichen zum Erwachsenen , die so richtig ans Herz geht.. Dem Autor ist es gelungen, das 80er Jahre Flair so gut rüberzubringen, dass man sich sofort fühlte, als wäre man direkt zurück in diese Zeit gereist. Die Protagonisten wirken sympathisch und authentisch. Besonders Sam fühlte ich mich von Anfang an verbunden , freute mich mit ihm, wenn er ausgelassen und glücklich war und weinte mit ihm, wenn er verzweifelt war.

"Hard Land" ist ein Buch, das mich an manchen Stellen zum Lachen gebracht hat, das mir aber andererseits das Herz zerrissen hat. Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!