Erwachsenwerden als Hommage an 80er Kultfilme

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kaffeeelse Avatar

Von

Auch dieses Buch von Benedict Wells hat mir hervorragend gefallen. Diese Coming of age Geschichte ist eine Reise in die Vergangenheit, eine Vergangenheit, die mir nicht unbekannt ist und vieles hochkommen lässt. Nun ist genau dieses Thema (Coming of age) und diese Zeit in meiner letzten Lesezeit von einem anderen Autor beleuchtet worden. Ewald Arenz gelang das in seinem "Der große Sommer" ebenso berauschend gut und ich verstehe die negativen Stimmen zu Hard Land nicht so ganz. Aber das muss ich ja auch nicht! Denn das Empfinden der Bücher ist bei uns Lesern halt auch verschieden und das ist vollkommen richtig so.



Die Handlung spielt in der Kleinstadt Grady in Missouri und ist zeitlich im Jahre 1985 angesiedelt. Der fünfzehnjährige Sam wird erwachsen, muss erwachsen werden, denn leider wird er mit der Vergänglichkeit konfrontiert. Wobei ich diese Vergänglichkeit, das Sterben der eigenen Mutter hier nicht thematisch ausgeschlachtet empfand. Dies hätte ganz anders "zelebriert" werden können, wurde es aber nicht. Aber zum Erwachsenwerden gehört nicht nur der Schmerz, das Verschwinden der rosaroten Welt. Auch das Erwachen der eigenen Gefühle gehört dazu und passiert Sam in Gestalt von Kirstie. Auch hier verstehe ich das Empfinden von anderen Lesern nicht so ganz, denn Kirstie ist für mich nicht die Schlampe vom Dienst, eher ist Kirstie ein recht interessant gestrickter Charakter, sorgt sie doch dafür, ebenso wie die beiden Freunde Hightower und Cameron dafür, dass sich der Hauptcharakter Sam entwickelt, langsam vom schüchternen Jüngelchen zu einem interessanten Ganter ( Schwäne finde ich zwar toll, aber hier nicht so passend) wird. Aber letztlich muss auch Sam feststellen, dass Vergänglichkeit nicht nur ein Wort ist, sondern ein Begleiter eines jeden erwachsenen Menschen wird.



Nur die Gestaltung des Auftritts bei der Beerdigung fand ich deutlich überzeichnet, aber letztlich wieder passend, wenn man bedenkt, dass dieses Buch als eine Hommage an 80’s Coming-of-Age-Filme wie ›The Breakfast Club‹ und ›Stand By Me‹ betrachtet wird und dieser Auftritt als eine Filmsequenz betrachtet werden kann. Auch der Soundtrack zu diesem Buch ist perfekt. Letztlich ist dieses Untermalen eines Buches mit den Liedern, die darin auftauchen eine richtig gute Idee. Noch dazu wenn es Lieder sind, die teilweise auch für mich als Leser eine Bedeutung haben.



Dennoch muss ich sagen, dieses Buch ist toll, kommt aber an "Vom Ende der Einsamkeit" nicht heran. Aber man darf auch nicht vergessen, dass es eine Coming of age Geschichte ist und Sams Entwicklung schon dadurch begrenzt ist und eine Tiefe von "Vom Ende der Einsamkeit" auch dadurch nicht erreicht werden kann.